Grünes Spanien – Kantabrien für Genießer

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Grünes Spanien – Kantabrien für Genießer

Kantabrien ist eine verhältnismäßig kleine autonome Gemeinschaft. Dennoch verfügt die Region über eine reiche Natur und eine Vielfalt von Landschaften, voller Kontraste und Abwechslung bei Formen und Farben, wie es dies selten ein zweites Mal gibt. Endloses Grün, das kulturelle und archäologische Erbe, die einzigartige Gastronomie und die Schönheit der Strände ziehen die Besucher in ihren Bann.

Kantabrien

Wir sind unterwegs um das Grüne Spanien im Norden näher kennenzulernen. Angefüllt mit vielen wundervollen Eindrücken aus dem Baskenland (siehe Teil eins des Berichts), in dem unsere Reise begann, setzen wir unsere Tour fort nach Kantabrien.

 

Castro Urdiales

Unseren ersten Halt machen wir in Castro Urdiales, einem Fischerort, der sich noch viel Lokalkolorit bewahren konnte. Die Stadt zählt zu den ältesten Siedlungen an der kantabrischen Küste und geht bereits auf die Römerzeit zurück. Haupt-Anziehungspunkt ist der farbenfrohe Hafen mit seinen Fischerbooten, von dem aus man bereits eine felsenartige Kirche sichten kann. Seit rund 600 Jahren ist die gotische Kirche im Originalzustand, wird derzeit aber gerade restauriert. Die dahinterliegende einstige Templerburg machte leider einen Wandel zum Leuchtturm mit Panoramarestaurant durch. Die Aussicht von dort über die Bucht, die kleinen Strände und den Hafen lohnt jedoch.

Anchovis- Manufaktur Asun Velar

Wir besuchen hier in Castro Urdiales eine Sardellenfabrik. M. Asun Velar ist eine kleine, echte Manufaktur, die für ihre Endprodukte ausschließlich den Frühjahrsfang verwendet. „Weil die Anchovis dann am besten schmecken und am zartesten sind“, erklärt Sonja, die Tochter der Firmengründerin Maria. Sie zeigt uns, wie unendlich viele, mühsame Schritte notwendig sind, um die begehrten Fischfilets in die kleinen Dosen mit Öl zu bekommen. Unfassbar: nach dem man den Kopf abgetrennt und die Innereien mit dem Rückgrat gezogen hat, werden die Fische zunächst für ca. 1 Jahr in Salzlake eingelegt.

Dann müssen sie gewaschen, geputzt, enthäutet und nochmals vollständig entgrätet werden. Der Größe nach sortiert und genau in Form geschnitten, bringt man sie – Filet für Filet – per Hand in Dosen. Mit geschmacksneutralem Sonnenblumenöl wird aufgegossen und die Dose schließlich verschlossen. Zehn Mitarbeiterinnen hat Sonja, die diese Arbeiten täglich erledigen. Abnehmer sind gehobene Restaurants und Feinkostläden. „Was man im Supermarkt billig zu kaufen bekommt, hat nichts mit unseren Produkten zu tun. Dort wird verkauft, was in großen Fabriken maschinell verarbeitet wird. Dort werden die Anchovis in heißes Wasser getaucht, um ihre Haut zu entfernen. Ein riesiger Geschmacksverlust“, so Sonja Velar. Wie lange es ihren großartigen Betrieb in dieser Form noch geben wird, ist unklar, denn Sonja hat keine Nachkommen.

 

Santander – die Braut des Meeres

Beeindruckt und gleichermaßen nachdenklich fahren wir weiter. Unser nächstes Ziel heißt Santander. Dort angekommen treffen wir unseren Guide für die nächsten Tage: Daniel Escudero. Sofort nimmt er uns mit seinem fröhlichen Wesen ein. Bestgelaunt, mit leuchtenden Augen, trällert er hin und wieder ein Lied. Warum?

„Ich liebe meine Heimat einfach! Es ist so schön, hier zu leben. Die Natur ist ein Traum, wir haben Sonne, Strände und Meer und können vor der Arbeit noch am Strand joggen gehen oder abends zum Baden. Besser kann man es nicht haben! Und nicht umsonst wird Santander auch die Braut des Meeres genannt.“

Da hat er wohl recht und obendrein genießt man hier noch eine sensationelle Küche und herrliche Weine. Das dürfen wir auch gleich im Restaurant La Caseta de Bombas am ehemaligen Dock erfahren. Hier empfängt uns ein junges, spritziges Team – flink und alle ebenfalls mit einem Lächeln im Gesicht. Viel frisches Gemüse und natürlich fangfrischer Fisch dominieren das Menü – einfach köstlich!

Schnell erkennt man: Santander zählt sicher zu den schönsten Buchten der Welt. Es ist eine Stadt, die ihre urbane Umgebung mit Stränden, Kultur und Natur verbindet. So findet man in Santander viele Städte in einer: die alte und die moderne, die traditionelle und die kosmopolitische. Angeordnet um einen großen Naturhafen, der schon vor dem Römischen Reich genutzt wurde. Die landschaftliche Umgebung ist privilegiert, mit großen Grünflächen und Stränden.

 

La Magdalena mit ihrem Palast

Nachdem wir das elegante Hotel Santemar in der Sardinero- Gegend bezogen haben, führt uns Daniel zunächst auf die Halbinsel La Magdalena, wo uns der Palast La Magdalena mit all seiner Pracht in Erstaunen versetzt.

Der Palast wurde als Sommerresidenz des Königs Alfons XIII. und seiner Familie erbaut, die hier bis zu der Verkündigung der Zweiten Republik Spaniens oft verweilten.
Was die Stilrichtung des Palasts angeht, ist sie schwer zu definieren: sie hat Elemente aus dem englischen Neoklassizismus, wie die äußeren Ausmäße, die zahlreichen Türme sowie die Fenstergestaltung. Aber auch Elemente des französischen Neoklassizismus sind zu erkennen, wie die doppelte Freitreppe oder die Asymmetrie des Äußeren. Die schönen umgebenen Gärten machen den Palast vor allem zu einem großartigen Ort, um spazieren zu gehen und die Aussicht auf die gegenüberliegende Küste zu genießen.

 

Geopark – Costa Quebrada

Unsere Erkundungstour bringt uns weiter westlich zur Costa Quebrada, einem einzigartigen Küstenabschnitt von rund 20 Kilometern Länge, den eine hohe Anzahl und Varietät an geologischen Formationen kennzeichnet. Uns erwartet der spektakuläre Küstenabschnitt im Geopark von La Arnía.

Die Wellen artige Felsplattform ist ein bemerkenswerter Ort, denn die geneigten Gesteinsformationen waren ursprünglich horizontale Schichten, die sich unter dem Meer bildeten. Durch die Kollision der Kontinentalplatten von Afrika und Europa bildete sich eine riesige erhabene „Falte“, die langsam aber stetig von den Wellen abgebaut wird.

Dieses, durch die Küstenerosion abgeflachte Gebiet, wird durch die zurückweichenden Gezeiten zweimal täglich freigelegt und zeigt dann ein atemberaubendes Mikro-Universum.  Zwischen den Felsblättern und in den Gezeitentümpeln kann man eine große Vielfalt an Meereslebewesen finden: Seesterne, Seespinnen, die Tomaten-Anemone, Seeigel, spezielle Krabben und Schrimps- Arten sowie Oktopusse sind hier beheimatet. Noch ist dieser Küstenabschnitt für jedermann zugänglich und unkontrolliert betretbar. Dieser außerordentliche Ort mit seinen Klippen, dem Flysch und den Urros (kleinen Felseninseln) ist aufgrund seiner geologischen Struktur und durch die von den Gezeiten geprägten einzigartigen Biodiversität von Fauna und Flora jedoch besonders schützenswert. Dafür setzen sich namhafte Wissenschaftler ein.

 

Mataleñas Strand

Freizeit-Möglichkeiten bietet der Santander nahegelegene Golfplatz mit der angrenzenden Parkanlage und Wanderweg zu einem Leuchtturm. Alles liegt erhaben auf einer Klippe. Von hier aus eröffnet sich nicht nur ein herrlicher Blick auf den beliebten, feinsandigen Mataleñas Strand, der über eine steile Treppe erreichbar ist, sondern auch eine traumhafte Sicht über Buchten und Landzungen auf die Stadt. Die bizarre Landschaft mit ihrem saftigen Grün lässt beinahe Parallelen zu Irland zu.

 

Die Höhlen von Altamira

In Kantabrien gibt es unzählige Höhlen, aber die von Altamira sind diejenigen, bei denen weltweit zum ersten Mal Höhlenmalereien aus dem Paläolithikum entdeckt wurden. Heute gehört Altamira zur Liste des UNESCO Welterbes. Altamira ist nicht die einzige Höhle mit Malereien, aber sie ist ein wichtiger Teil einer kulturellen Manifestation größeren Maßstabes und wird daher auch als „Sixtinische Kapelle der Höhlenmalerei“ bezeichnet.

Da die weltberühmten Höhlen, die etwa zwei Kilometer südlich von Santillana liegen, bereits seit Jahren nur noch ganz wenigen Menschen zugänglich sind und zudem der Eingangsbereich der Originalhöhle verschüttet ist, baute man kurzerhand eine originalgetreue Replik, gleich nebenan. Zwei Kunstprofessoren arbeiteten drei Jahre lang an diesem Projekt.  „Heute bietet uns dieser Nachbau die einzigartige Chance, die über 40 000 Jahre alten Kunstwerke besser zu sehen, als im Original!“, schwärmt Daniel. Dieser Ort, als Schauplatz unserer Vorgeschichte, gibt einen einmaligen Einblick in unsere Vergangenheit. Die Kunst als Ausdruck der Gedanken und als Kommunikationsmittel gewährt Einblicke in das Leben der Altsteinzeit. Dazu erfährt der Besucher in der ständigen Ausstellung im Museumsteil zum Leben, dem Aussehen, der Bekleidung, dem Werkzeug und Schmuck der Höhlenbewohner. Und dies alles zu einem erstaunlich kleinen Eintrittspreis, damit wirklich Jeder an diesem Wissen teilhaben kann.

 

Santillana del Mar

Auf unserem Weg nach Comillas besuchen wir noch den kleinen, mittelalterlichen Ort Santillana del Mar. Der Name des Ortes täuscht ein wenig. Das Städtchen liegt nicht am Meer, sondern einige Kilometer davon entfernt. Doch abgesehen davon, zählt Santillana zu den hübschesten Orten in Kantabrien. Das im 5.Jh. gegründete Städtchen mit seinem Fachwerk, von Wappen gezierten Herrenhäusern, Kirchen und Pflastergassen steht bereits seit 80 Jahren komplett unter Denkmalschutz. Jean Paul Sartre soll es sogar als die schönste Stadt Spaniens bezeichnet haben.
Herausragende Sehenswürdigkeiten sind die alte Klosterkirche, die mittelalterlichen Paläste und die malerischen Plätze. Dazwischen liegen kleine grüne Gärten als Oasen der Ruhe zwischen Historie und Kunst.
Nachdem wir in dem reizvoll auf einem Hügel gelegenen Restaurant El Remedio fantastisch zu Mittag gegessen haben, wollen wir uns noch Comillas ansehen, einen noblen Ort, der zur Jahrhundertwende der Sommerfische diente.

 

Comillas und Capricho de Gaudi

Zahlreiche edle Villen im Stil des katalanischen Modernisme zieren den Ort. Die guten Handelsbeziehungen des Marqués zur Aristokratie Barcelonas zeichnen dafür verantwortlich. Letztlich war es auch ein Verwandter des Marqués, der den Bau von El Capricho de Gaudi veranlasste. Er ist eine der ersten Arbeiten des Architekten und Künstlers Antoni Gaudi, eine Auftragsarbeit, bei der er sich verwirklichen konnte.
Máximo Díaz de Quijano, ein Indiano, wie man diejenigen nennt, die von Spanien nach Amerika ausgewandert waren, um zu Reichtum zu gelangen, ließ sich dieses eigenwillige Gebäude mit seinen floralen Elementen, Kacheln und Türmchen entwerfen. Der „Architekt der Natur“ richtete die Räume sogar eigens nach dem Tagesablauf des Besitzers aus.  Man muss es einfach gesehen haben um selbst zu beurteilen, ob dieses farbenfrohe, exotische Gebäude eher als Kitsch oder als Genialität einzuordnen ist.

 

Centro Botín

Unser letzter Tag lässt noch Zeit für einen kurzen Bummel durch die Stadt.
Das Centro Botín  in Santander ist ein Museum für Moderne Kunst und ein Kulturzentrum. Entworfen wurde das Gebäude vom Stararchitekten Renzo Piano. Es steht direkt an der Promenade, vor einer großen Parkanlage.  Und weil die Bevölkerung Angst hatte, bei einem Spaziergang durch den Park nicht mehr aufs Meer blicken zu können, stellte Renzo Piano sein Kunstmuseum einfach auf Stelzen. Heute gehört es zu den weltweit führenden Museen für Moderne Kunst mit dauerhaften und temporären Ausstellungen.

In unmittelbarer Nachbarschaft liegt der Mercado del Este und die prachtvolle Kathedrale von Santander. Vor ihr erinnert ein großes Schild daran, dass 2023 ein besonderes Jahr für die Pilger ist: Das Año Jubilar Lebaniego. Es gibt viele Gründe Santander und Kantabrien zu besuchen!

 

www.ingreenspain.es

 

Ein wundervoller Nordspanien-Führer erschien im Michael Müller Verlag von Autor Thomas Schröder!  www.michael-mueller-verlag.de

 

Lesen Sie auch Teil 1 der Geschichte:

Grünes Spanien – der Atlantik für Genießer – LastSecrets – Blog zu Reisen, Kulinarik, Wellness und Lifestyle von Adelheid Wanninger.

 

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Alle Inhalte unterliegen dem Copyright und spiegeln lediglich die Meinung der Autorin wieder. Adelheid Wanninger, 2020