Grünes Spanien – der Atlantik für Genießer

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Grünes Spanien – der Atlantik für Genießer

Hoch im Norden Spaniens vereint sich das intensive Grün der Landschaft mit dem strahlenden Blau des Meeres. Dieser Ort wird vom Atlantischen Ozean und dem Golf der Biskaya geprägt. In dieser traumhaften Umgebung werden noch alte Traditionen gepflegt und dennoch bekommt die Moderne ihren berechtigten Raum. Es ist ein Spanien jenseits der Klischees, ein atlantisches, grünes Spanien. Die autonomen Regionen Baskenland, Kantabrien, Asturien und Galizien gehören dazu.

Baskenland

Wir beginnen unsere Reise im Nordosten mit der großartigen Region Baskenland. Es ist von dichten Wäldern, pittoresken Dörfern, schönen Hafenstädten sowie traumhaften Stränden und Küstenlandschaften geprägt. Auch die Gastronomie hat sich längst einen international bekannten Namen gemacht.

Es ist nicht die schlechteste Idee eine Nordspanienreise mit einem Aufenthalt in San Sebastian, auf baskisch Donostia genannt, zu beginnen. Denn immerhin gilt diese Stadt als diejenige, mit der höchsten Lebensqualität Spaniens. Sie war 2016 Kulturhauptstadt Europas und seit dem 19. Jh. inoffizielle Sommerresidenz des Königshofs. Als Filmstadt, Feinschmeckerparadies und Festivalmetropole tummeln sich hier oft die Reichen und Schönen.

 

San Sebastián

Wir besuchen auf unserer Reiseroute die Altstadt von Donostia. San Sebastian liegt zu Füßen des Berges Urgull,  zwischen dem Hafen und der Einmündung des Flusses Urumea. Nach einem großen Brand im Jahre 1813 wurde sie wieder errichtet. Einst war die Altstadt sogar  von einer Stadtmauer umgeben.

Das San Sebastian von heute ist lebhaft und lebenswert – leider auch nicht unbedingt günstig. Die Straßen der Stadt sind voller Läden und Geschäfte, Cafés, Restaurants und Bars, die für die sog. Pintxos, kleine köstliche Häppchen, bekannt sind. Hier treffen sich Freunde auf ein Glas Wein und eine kleine Leckerei. Wer nicht hier zu finden ist, ist sicher am Strand: die Playa de la Concha, Playa de Ondarreta und Playa de la Zurriola locken: Sonnen, Baden, Surfen stehen hoch im Kurs. Nicht immer kommt die perfekte Welle und es braucht schon etwas Ausdauer für diese Sportart – aber sie lohnt!
Kultur- Interessierte sollten unbedingt die Basilika Santa María del Coro und die Kirche San Vicente besichtigen. Sehenswert ist auch die Plaza de Constitución. Die bunten Fassaden mit ihren gemalten Nummern auf jedem Balkon – Opernlogen ähnlich – erinnern daran, dass sie früher einmal eine Stierkampfarena war.

 

Fischerort Orio

Wir wollen den Abend etwas ruhiger verbringen und fahren entlang der Küste der Provinz Gipuzkoa  in den kleinen Fischerort Orio. Hier dreht sich einfach alles ums Thema Fischen und Rudern – die große Leidenschaft der Einheimischen. Wer könnte schon besser Fisch zubereiten, als das Traditionsrestaurant Bodegón Joxe Mari, das bereits seit 66 Jahren für seine hervorragenden Fischgerichte, insbesondere seine Seebrassen, bekannt ist. Ob gegart oder vom Holzofengrill: einfach lecker! Dazu trinkt man Txakoli, den typischen Weißwein der Region. Leicht und spritzig passt er einfach herrlich zu den Fischgerichten.

17 Weingüter, so erzählt man uns, produzieren auf 170 ha Fläche rund 10 000 hl Txakoli. Exportiert wird davon nichts! Die Basken lieben ihre Produkte.

Im Boutique Hotel Txanka Erreka finden wir den idealen Ort für unsere Übernachtung. Erbaut auf den Ruinen einer alten Wassermühle, komplett renoviert, modern und dennoch gemütlicher ausgestattet, ist es ideal ganz in der Nähe von Zarautz und San Sebastián gelegen.

 

Küstenort Getaria

Nach unserem  grandiosen Frühstück fahren wir weiter Richtung Zumaia. Davor müssen wir unbedingt den hübschen Küstenort Getaria ansehen. Immerhin stammt von hier Juan Sebastián Elcano, der Seefahrer, dem vor rund 500 Jahren die erste Weltumsegelung der Geschichte gelang – in Vollendung mit und für Magellan, der bei diesem Versuch unterwegs sein Leben lassen musste. Auch Modeschöpfer Cristóbal Balenciaga stammt aus Getaria. Bis heute ist der Ort wichtiger Fischereihafen und wird vom vorgelagerten Berg Mont San Anton geschützt. Eine herrliche Küstenwanderroute ist der Weg nach Zumaia. Hier liegt ein Geopark, der mit außerordentlichen Felsformationen aufwartet.

Schräg fallen gewaltige Gesteinsfalten hinab bis zum Strand. Darüber strahlen Wiesen in sattem Grün. Scharfkantige Felslamellen ziehen sich tief unter uns weit ins Meer hinein.  Was für ein Anblick! Erdverschiebungen und das Wasser haben die bizarre Klippenlandschaft bei Zumaia geformt und lassen die Herzen der Geologen höherschlagen. Flysch wird die Wechselfolge von marinen Sedimenten aus Tonsteinen und grobkörnigem Sandstein genannt. Sie bildet nahezu lückenlos die Geschichte der Erde in den vergangenen 60 Millionen Jahren ab. Und dies ohne jeglichen Grabungsarbeiten. Geo-Wissenschaftler können hier einfach wie in einem Buch lesen.

Eine schwarz-grüne Sedimentschicht zeigt sogar den Moment, in dem ein gigantischer Asteroid im heutigen Golf von Mexiko in den Erdmantel einschlug. Er überzog den gesamten Globus mit Asche und führte schließlich zum Aussterben der Dinosaurier.

 

Idiazabal – geschützte Käsesorte

Tief beeindruckt fahren wir weiter, etwas ins Landesinnere. Dort besuchen wir eine Familie, die sich für die Schafzucht und Haltung einer ganz speziellen Schafrasse namens Latxa ( Carranzana) entschieden hat.  Aus ihrer Milch produziert sie den qualitativ hochwertigen Käse Idiazabal. Idiazabal ist ein spanischer Hartkäse mit geschützter Herkunftsbezeichnung. Er wird auf herkömmliche Art wie einst produziert. „Unsere Schafe  sind jetzt alle auf den Weiden in höheren Lagen,“ erklärt die Tochter des Hauses. Natürlich lässt sie uns den köstlichen Käse probieren, den es auch in einer leicht geräucherter Variante gibt. Und schließlich entdecken wir beim Nachbarn doch noch einige der  Schafe mit dem langen, zotteligen Fell und den schwarzen Köpfen. Sie sind erst kürzlich geschoren worden und haben sich unter Bäumen im Schatten versteckt um sich vor der Mittagshitze zu schützen.

 

Vitoria Gasteiz

Die Route führt uns tiefer ins Landesinnere in die baskische Provinz Araba. Unser Ziel heißt Vitoria Gasteiz, das uns mit einem ausgezeichneten Mittagessen empfängt. Gastgeber ist das stylische Restaurant El Chispial, das sich gänzlich den heimischen Produkten verschrieben hat. Hier dominieren frischeste Gemüse, großteils aus eigenem Garten, Nachhaltigkeit und die Liebe zum Detail. Was nicht vom eigenen Bauernhof kommt, stammt vom kürzest möglichen Weg aus dem Meer. Die Frische und Hingabe sieht und schmeckt man. Die offene Küche gewährt jedem Einblick. Das Ergebnis grandios!

 

Laguardia – Rioja Alavesa

Nach dem Mittagessen (in Spanien isst man nicht vor 14 Uhr!) setzten wir die Route weiter Landeinwärts fort. Die Landschaft verändert sich vehement, wird sanft hügelig und ist von Wein bepflanzt. Hier besuchen wir die mittelalterliche Stadt Laguardia. Laguardia liegt bereits in der Region Rioja Alavesa. Herrlich auf einem Hügel gelegen gibt sie den Blick auf die umgebenden Weinhänge und die Sierra frei. Noch immer sind die meisten Teile der Stadtmauer und einige Stadttore erhalten. Die einst strategisch wichtige Burg fiel jedoch im 19. Jahrhundert dem Abriss zum Opfer. Der Ort sollte nicht länger Festungscharakter haben. Ihrem Namen macht die hübsche Stadt mit ihren engen Gässchen besonders Ehre, wenn man den Torre Abacial erklimmt. Mit einer Führung zur Historie und den Geheimnissen Laguardias durch Antonio Cadarso wird der Besuch des zauberhaften, rund 1500 Einwohner zählenden Städtchens, zum Erlebnis.

Unser Abend wird nach einem spektakulären Sonnenuntergang gekrönt vom Besuch eines alten Weinkellers, der Teil eines ehemaligen unterirdischen Gangsystems ist.  Natürlich nicht ohne Verkostung der großartigen lokalen Rotweine.

 

Kathedrale St. Maria

Vitoria Gasteiz, Europas Grüne Hauptstadt 2012 und Teil des UNESCO Welterbe Jakobsweg ist unser heutiges Ziel für den Vormittag. Auf dem Weg durch die Gassen treffen wir immer wieder auf das Zeichen der Pilger: die Muschel ist überall in den Pflastersteinen Wegweiser. Unsere Tour führt  vorbei am Casa del Cardón  – einer kuriosen Mischung aus Handels- und Herrenhaus mit sehenswerter gotischer Sternenkuppel – zur gotischen Kathedrale St. Maria.  Wir wollen die Gelegenheit nicht missen, dass die über lange Jahre wegen Baufälligkeit unzugängliche Kirche nun durch die Renovierungsarbeiten zu besichtigen ist. Natürlich muss man sich dazu einer geführten Tour anschließen. Vermutlich würde man sich sonst in den verschiedenen Ebenen und Winkeln der riesigen Kirche verlaufen.

Die Kathedrale zeigt eindrücklich den Versuch, eine ehemalige kleine Kapelle Schritt für Schritt zu vergrößern, zu erweitern und auf deren Mauern aufzubauen. Leider beachtete man damals weder die Hanglage, noch die verschiedenen Bodenbeschaffenheiten des Untergrundes. Die Erweiterung zur Zeit der himmelstrebenden Gotik setzte der Statik letztlich derart zu, dass sich unzählige Risse im Gemäuer bildeten und sich die gotischen Bögen und Pfeiler völlig verzerrten.  Zahlreiche ausbessernde Verschönerungsarbeiten waren eigentlich nie erfolgreich. Erst jetzt ist man dabei, die Kirche durch Renovierung, insbesondere durch Stabilisierung des Untergrundes wieder begehbar und sicher zu machen. Nichts soll mehr geschönt werden – eine gute wie interessante Entscheidung, die eine Besichtigung in mehrfacher Hinsicht lohnenswert macht. Zu sehen sind nun die Krypta mit Museumsbereich, das gesamte Kirchenschiff,  der Säulengang des Lichtes sowie der Aussichtsturm, der über eine neue Panoramatreppe zu erreichen ist (wahlweise per Lift). Von hier hat man einen spektakulären Ausblick über die ganze Stadt.

 

Gernika

Unser Zeitplan ist leider knapp bemessen. Spätnachmittags wollen wir noch Bilbao erreichen.  Wir verlassen Vitoria nicht ohne Halt in der geschichtsträchtigen und politisch wichtigen Stadt Gernika. Seit dem 10. Jh. Sitz des baskischen Ältestenrats und wegen seiner besonderen Stellung Angriffsziel der deutschen Luftwaffe. Heute nennt sich Gernika bewusst „Städtchen des Friedens“. Urdaibai und Mundaka am Rio Oca erleben wir nur im Vorbeifahren und geloben bald wiederzukommen.

 

Bilbao und Guggenheim Museum

Wir wollen Bilbao noch bei Tageslicht erreichen. Und natürlich ist das Guggenheim Museum unser erstes „Objekt der Begierde“. Fast symbolisch steht es für die Stadt, die jahrzehntelang nichts als eine graue Industriestadt war. Verbunden mit allen dazugehörenden Problemen. Dann erfand sich die Stadt neu. Hochkarätige Kunst und außergewöhnliche Architektur brachten den Wandel mit einem völlig neuen Image. Prunkstück ist das Guggenheim Museum von Stararchitekt Frank Gehry.  Heute ist Bilbao eine internationale Referenz für Städtebau, bei dem sich avantgardistische Bauten integrieren und der industriellen Vergangenheit Respekt zollen.

 

Veränderung und Stararchitektur

Als Symbol für diese Veränderung gilt das Guggenheim-Museum: eine architektonische Glanzleistung, die jeden in den Bann zieht. Sein Design und die Architektur prägen die ganze Stadt und wirkten wie ein Magnet für andere Stararchitekten. Allein der Paseo de Abandoibarra, eine Promenade, die sich ganz in der Nähe des Museums befindet, ist ein Treffpunkt für alle und gleichermaßen beliebt bei Touristen, Einheimischen, Joggern und Familien. Von dieser Promenade aus sieht man neue Gebäude, wie beispielsweise die Türme von Isozaki oder den Iberdrola-Turm, der höchste im ganzen Baskenland. Auch die Metro der Stadt ist ein Designerstück von Norman Foster.

Bei einem Besuch in Bilbao kann man sich stets an der Ría orientieren. Diese Flussmündung ist die Schlagader der Stadt, früher kamen hier die Schiffe an, und auch heute noch spielt sie eine wichtige Rolle. Allein die Biskaya-Brücke ist ein Meisterwerk der Industriearchitektur und Weltkulturerbe. Die Ría leitet auch zur Altstadt, einem belebten Viertel, das einlädt zu Bummeln und nebenher ein paar Pintxos zu probieren. Vielleicht folgt man sogar dem baskischen Brauch des „Txikiteo“, bei dem man mit Freunden von Bar zu Bar zieht.

Die Stadt hätte unendlich viel mehr Berichtenswertes zu bieten. Für uns eine Aufforderung, wiederzukommen: mit sehr viel mehr Zeit!

Unsere Reise ins Grüne Spanien setzt sich fort in Kantabrien, worüber Lastsecrets.de in Kürze im Teil 2 berichten wird.

www.ingreenspain.es

 

Übrigens:

Im Baskenland gibt es fast in jedem Ort sogenannte Männerkochclubs.

Dabei geht es nicht um die tollsten Gourmetrezepte, sondern um das gesellschaftliche Miteinander. In der Regel bekocht ein Mitglied alle anderen. Getränke werden nach Verbrauch abgerechnet. Und an bestimmten Abenden werden sogar die Frauen eingeladen.

 

Ein wundervoller Nordspanien-Führer erschien im Michael Müller Verlag von Autor Thomas Schröder!  www.michael-mueller-verlag.de

 

Lesen Sie auch Teil 2 der Geschichte:  Grünes Spanien – Kantabrien für Genießer – LastSecrets – Blog zu Reisen, Kulinarik, Wellness und Lifestyle von Adelheid Wanninger.

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Alle Inhalte unterliegen dem Copyright und spiegeln lediglich die Meinung der Autorin wieder. Adelheid Wanninger, 2020