Hurtigruten – dem Nordkap entgegen (Teil 1)

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Hurtigruten – dem Nordkap entgegen (Teil 1)

Die klassische Postschiffroute mit Hurtigruten zählt zu den faszinierendsten Schiffreisen der Welt. Auf rund 2481 Kilometern erlebt man im Winter auf der nordgehenden Strecke spektakuläre Landschaften in ihrer eisigen Pracht, dazu beeindruckende Naturschauplätze und faszinierende Lichterspiele.

Unterwegs mit der Nordnorge

Es ist Winter und es ist schon dunkel. Dezentes Tageslicht zeigt sich Anfang Februar erst nach 9 Uhr und bleibt längstens bis 15 Uhr. Ablege bereit liegt die MS Nordnorge im Hafen von Bergen. Während der Sicherheitseinweisung am Terminal werden die Koffer bereits zu den Kabinen gebracht. Meine Außenkabine auf Deck fünf ist hübsch, im nordischen Stil und mit einem Doppelbett ausgestattet. Wer sich, wie ich, auf die Postschiffroute der Hurtigruten begibt, weiß vorher, dass es sich um keine luxuriöse Kreuzfahrt handelt. Die Schiffe von Hurtigruten sind dennoch darauf ausgerichtet, die Seereise so entspannt und komfortabel wie möglich zu gestalten. Ganz ungezwungen und ohne Dresscode. Hier geht es um das Erleben von einzigartiger Natur, dem Kennenlernen von Land und Leuten, der regionalen Küche Norwegens und – nicht zuletzt – um einen Hauch von Abenteuer.

Mit dem soll es am ersten Tag auch gleich beginnen, denn die See am Westkap zeigt sich für ein bis zwei Stunden mehr als rau. So bin ich dankbar um meine wirklich gut wirkenden Reise-Kaugummis aus der Apotheke und kann das herrliche Frühstücksbuffet im Restaurant auf Deck vier trotzdem genießen. Danach erkunde ich das Schiff.

 

Erkunden der Nordnorge

Zurücklehnen und die atemberaubende Aussicht genießen heißt es in der Explorer Bar & Lounge auf Deck sieben, die einlädt in bequemen Sesseln Platz zu nehmen und aus den durchgehend tiefen Fenstern auf drei Seiten das gesamte Panorama zu erfassen. Mit reichlich Sitzgelegenheiten und Sofas findet wirklich jeder Gast Platz. Dahinter gibt es noch ein Café aus dem es verführerisch nach frischen Backwaren duftet und für die eher Figurbewussten noch ein kleines Fitnessstudio. Natürlich ist am Oberdeck auch ein großer Außenbereich, der im Laufe der Reise immer mal wieder gemeinsamen Zusammenkünften dient. Das Außendeck der fünften Etage bietet sogar einen Rundum-Gang und ist somit der ideale Ort um die vorbeiziehenden Inseln und faszinierenden Küstenlandschaften in allen Richtungen zu beobachten. Mit etwas Verspätung erreichen wir Ålesund, wo ausreichend Zeit für einen ersten Landgang ist.

 

Ålesund – Stadt im Jugendstil

Den kann man entweder alleine machen oder, wie ich, mit einer Tourguide. Aase erzählt, dass die hübsche Stadt vor allem für ihre einmalige Jugendstil-Architektur bekannt ist. Weil im Jahr 1904 weite Teile der Stadt bei einem verheerenden Brand zerstört wurden, errichtete man sie in der damals angesagten Jugendstil-Architektur neu. Heute schätzt man sich glücklich über das Stadtbild mit vielen reich verzierten Gebäuden dieser Architekturströmung. Florale Ornamente schmücken die Fassaden, runde Türmchen die Gebäude. Ein Besuch im Jugendstilzentrum darf da natürlich nicht fehlen, dort wird die Historie anschaulich in einer ‚Zeitmaschine‘ erklärt. Bei einem Rundgang durch die Stadt gibt es viel zu schauen. Man könnte auch das Fischereimuseum besuchen und allerhand über Stockfisch und andere Fischspezialitäten erfahren.  Oder doch vielleicht lieber den Atlantikpark, eines der größten Salzwasseraquarien Nordeuropas? An einem Tag mit guter Sicht sollte man die 418 Treppenstufen auf den Berg Aksla nicht scheuen. Der Aufstieg wird mit einem unvergesslichen Blick über die gesamte Stadt belohnt.

 

Zusammenkunft mit dem Expeditionsteam

Wie schön, dass am Nachmittag an Bord in den Konferenzräumen bei einem Zusammentreffen mit dem Expeditionsteam eine kleine Rückschau mit Bildern des Tages gezeigt wird. So bekommt man auch einen kleinen Eindruck von den Ausflügen, die die anderen Gäste gewählt haben. Das Expeditions-Team hält immer mehrere Ideen für Ausflüge bereit und die möglichen Unternehmungen für den nächsten Tag werden besprochen.

Noch ein kurzer Gang in die Sauna auf Deck zwei bevor Zeit zum Abendessen ist. Mike, am Restauranteingang, versucht mit Engelsgeduld jeden Sitzplatzwunsch zu erfüllen. Besonders schön, dass beim Menü auf regionale Produkte geachtet wird. Die sind auch immer auf der Menü-Rückseite genau erklärt, manchmal sogar mit einer kleinen Anekdote dazu. Ich wähle nach meiner Vorspeise, einem geräucherten Kabeljau Carpaccio, gleich nochmals Kabeljau in Sahnesauce und bin begeistert. Frischer kann man Fisch einfach nirgends essen! Dazu ein Glas Weißwein, stilles Wasser wird stets vom auffallend freundlichen Personal nachgeschenkt. Wie angenehm!

Auf dem Außendeck  heißt es noch einmal an die frische Luft gehen, bevor mich die Wellen sanft in den Schlaf wiegen.

 

Frisluftliv bei Trondheim

Dass das Schiff nachts zwei weitere Häfen angelaufen hat, um in Molde und Kristiansund Waren zu entladen und wieder aufzunehmen habe ich kaum bemerkt. So geht es morgens gut ausgeruht auf eine Wanderung. Expeditionsleiter Jan Fleischhauer, der ursprünglich aus dem Schwarzwald stammt, begleitet die Tour. Mit einem Bus geht es in ein beliebtes Ausflugsgebiet nahe der hübschen Kleinstadt Trondheim. Hier gehen Einheimische zum Wandern, Langlaufen, Biken und Skifahren – Hauptsache „draussen sein“. Frisluftliv nennen die Norweger das und machen damit alles richtig, um fit und gesund zu bleiben.

Für unsere Gruppe hält der kleine Aufstieg durch den Schnee eine herrliche Aussicht über die umgebende Landschaft und die Stadt bereit. Das Licht ist immer noch sehr winterlich, aber ab und an beleuchtet die tiefstehende Sonne den Himmel in zartem Orange.

 

Nidarosdom

Den Rückweg nützen wir, um wenigstens kurz am Nationalheiligtum Norwegens Halt zu machen. Der mächtige gotische Nidarosdom  geht auf das Jahr 1070 zurück und war im Mittelalter eine bedeutende Pilgerstätte der Christen. Wir haben Glück: Es ist der Nationalfeiertag der Samen und so sehen wir viele Menschen, die in ihren typischen Trachten nach dem Gottesdienst die Kirche verlassen.

Für die Stadtbesichtigung bleibt diesmal keine Zeit – vielleicht auf dem Rückweg bei der südgehenden Hurtigruten-Reise. Vom Bus aus erhasche ich dennoch einen Blick auf die alte Stadtbrücke Gamle Bybroen, die über den Fluß Nidelva führt. Hier sind noch zahlreiche der farbenfrohen Holzhäuser erhalten, die auf Stelzen im Wasser stehen

Nach dem Mittagsmenü hören wir in den Konferenzräumen noch einen Vortrag zum Volk der Samen und ihrer schwierigen Historie. Erst nach 1960 wurde die samische Kultur und Sprache nach und nach anerkannt. Dann wird aufgerufen, doch auf Deck sieben in den Außenbereich zu kommen.

 

Leuchtturm Kjeungskjær fyr

Der „point of interest“, den wir passieren heißt Kjeungskjær fyr, ein Leuchtturm, der auf einem kleinen Felsenriff steht. Eigentlich kann man ihn nur erahnen, denn es herrscht Schneegestöber. Aber alle sind warm eingepackt und haben gute Laune, zumal Hoteldirektor Magne Gjervik eine Kostprobe köstlicher Fischsuppe spendiert.

„Coastal Kitchen“ heißt das Konzept von Hurtigruten und bedeutet nicht nur das Kennenlernen regionaler Küche, sondern auch frischeste Produkte, mit kurzen Lieferwegen. So lese ich abends auch bei meinem herrlich zarten und dennoch festfleischigen Aukra-Lachs, dass er in Trondheim mittags an Bord genommen wurde.

 

Polarkreisüberquerung

Der nächste Morgen wartet mit einem Ereignis auf: die Überquerung des nördlichen Polarkreises.

Die magische Zahl 66° 33’ markiert diese Linie, von der aus im Winter bei schönem Wetter vielleicht Nordlichter zu sehen sind. Über der Linie ist im Sommer 24 Stunden am Tag die Sonne zu sehen – auch um Mitternacht! Die Durchsage an Bord kündet rechtzeitig den Moment an und wieder trifft man sich auf Deck sieben zum Fotoshooting. Ich kann mich kaum sattsehen an der ständig wechselnden Landschaftsszenerie und dem dauernd wechselnden Licht- und Farbenspiel.

Da der nächste Ort Bodø nicht gerade zu den hübschesten der Route zählt, gönne ich mir nach kurzem Rundgang einen Tag mit Lesen, Fitness, Sauna und Faulenzen – auch das darf man bei Hurtigruten! Auf dem Laufband beobachte ich vom Fitnessraum aus, wie wir von Bodø auslaufen. Nachmittags wird für alle Gäste, die zum ersten Mal den Polarkreis überschritten, noch eine kleine Zeremonie begangen. Diesmal hält der Hoteldirektor eine eisige Überraschung bereit, die allen viel Spaß bereitet und mit einem Moltebeeren-Likör belohnt wird.

Abend freue ich mich über das köstliche Menü mit Pilzsuppe -Pilze sind in Norwegen sehr beliebt! – und Ochsen-Steak mit Kartoffeln.  Sebastian – mein aufmerksamer Kellner – serviert alles in seiner unglaublich dezenten, charmanten Art und dem ihm eigenen „yes please“. Als Speisen-Begleitung rät er mir zu einem herrlichen französischen Pinot Noir. Danke!

Gegen 22 Uhr sind wir in Svolvær, dem wichtigsten Ort der Lofoten angekommen. Vom Schiff aus sieht man die giebelartigen Holzgestänge, an denen Fischer den ausgenommenen Fisch zum Trocknen aufhängen. Stockfisch (Baccalao) ist eines der wichtigsten Exportgüter Norwegens.

Ich beschließe, mir den Ort auf der Südroute anzusehen, mit etwas mehr Zeit. Jetzt habe ich etwas ganz anderes entdeckt: erste, ganz dezente Nordlichter zeigen sich am Himmel.

 

Die Fortsetzung lesen Sie hier:

Hurtigruten – dem Nordkap entgegen (Teil 2) – LastSecrets – Blog zu Reisen, Kulinarik, Wellness und Lifestyle von Adelheid Wanninger.

 

www.hurtigruten.com

 

Bilder: Adelheid Wanninger,  2 Bilder Expeditionsteam

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Alle Inhalte unterliegen dem Copyright und spiegeln lediglich die Meinung der Autorin wieder. Adelheid Wanninger, 2020