Auf den Spuren der Wikinger

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Auf den Spuren der Wikinger

Plündernde, wilde Männer mit Hörnern an ihren Helmen – dieses Bild taucht bei dem Wort Wikinger in den meisten Köpfen auf. Dabei waren  nur ein geringer Teil der Wikinger Krieger – die meisten waren ganz gewöhnliche Bauern. Und nur die reichsten Wikingerschiffe konnten Brustpanzer und Helme mitführten – diese hatten niemals Hörner!
Meist wird der Beginn des Wikinger- Zeitalters mit dem Überfall auf das Kloster Lindisfarne in England 793 n. Chr. gleichgesetzt. Richtig ist wohl eher, dass die Wikingerzeit viel früher in Ribe begann.  Anlass für mich, nach Dänemark zu fliegen und mich auf Wickis Spuren zu begeben.


Zunächst ein bisschen Historie

Anfang des achten Jahrhunderts wurde am Fluß Ribe-Au (auf Dänisch: Ribe Å) ein Marktplatz errichtet. Er war bald das größte Handelszentrum der nordischen Region. Ribe wurde somit fast 100 Jahre vor der Wikingerzeit (ca. 800-1100) angelegt und ist Dänemarks und Skandinaviens älteste Stadt (älter als Haithabu!). Eine gut ausgewählte Stelle für die Stadtgründung, denn  der Fluss führte damals erheblich mehr Wasser als heute. Von hier aus konnten die Schiffe durchs Wattenmeer nach England, ins Reich der Franken und noch weiter fahren. So wurde Ribe ein Knotenpunkt für den Warenhandel Richtung Westen und Osten.

 

Ribe heute

Im Wikinger Museum der hübschen kleinen Stadt mit ihrem riesigen Dom, den schmalen Gassen und  Blumen geschmückten Häusern, erfährt man natürlich alle historischen  Grundlagen. Der kleine, unscheinbare Fluss wird eher als breiter Bach wahrgenommen, einige Fischerboote zieren das Ufer vor den Fachwerkhäusern. Die kleine Stadt hat sich ihr Bild aus dem Mittelalter bewahrt, von dem auch der Nachtwächter beim Rundgang erzählt. Haupt-Besuchermagnet  ist aber das Wikinger Centrum, etwa 3 km außerhalb gelegen, auf einem riesigen Freilandareal. Hier wurde das Ribe von einst rekonstruiert und zum Leben erweckt. Langhäuser, Grubenhäuser, Zelte, Weide- und Ackerflächen, sogar ein Hafen für den Schiffsbau wurden angelegt. Überall herrscht reges Treiben. Bauern bestellen die Felder, Handwerker wie Schmied, Bronzegießer, Schuhmacher, Bernsteinschleifer, Kamm- und Perlenmacher zeigen ihr Können. Der Weber stellt die Stoffe für die von Hand genähten Kleider her und Kaufleute handeln mit den Waren. Falkner zeigen, wie mit den Greifvögeln gejagt wurde und auch eine Völva – eine Art Schamanin – vollzieht heidnische Rituale und rührt Salben aus Kräutern. Hier kann man die Wikingerzeit fühlen, riechen und schmecken – alles ist authentisch und die Häuser mit ihren schlichten Schlafstätten werden tatsächlich bewohnt. Besonders viele Deutsche kommen hier als freiwillige Helfer und „Wikinger auf Zeit“ her und verbringen so ihren Urlaub!

Dass einst auf dem internationalen Marktplatz die hier lebenden, nordischen Heiden mit hierher gereisten Christen zusammentrafen, ist nachvollziehbar. Um 860 bekam Mönch Ansgar dann sogar die Erlaubnis des Königs, eine Kirche in Ribe zu errichten. Heute überragt die mächtige Domkirche (Ribe wurde 948 sogar Bischofssitz.) die ganze Stadt.  Also stimmt es nicht ganz, was König Harald Blauzahn sich selbst auf die Fahnen schrieb, er hätte die Dänen zu Christen gemacht.

 

Jelling

Dennoch ist es interessant nach Jelling (Unesco-Weltkulturerbe) zu fahren und dort die imposanten Grabhügel in der Schiffssetzung und die beiden Runensteine zu sehen, die für den Wechsel vom Heidentum zum Christentum stehen. Die Monumente von Jelling selbst dienten mit ihrer strategisch wohl gewählten Lage und der 1,4 km langen Palisadenumzäunung wohl mehr dazu, König Otto den Großen zu beeindrucken und somit eine Zwangschristianisierung zu vermeiden, erklärt Morten Teilmann-Joergensen, Leiter des brandneuen Besucherzentrums. Hier wird Geschichte sehr ansprechend und modern durch Hightech wie Touchscreens und Simultan-Drohnenflüge über die Anlage Jelling vermittelt.

 

Dänemark und Wattenmeer

Nach so viel Geschichte muss ich unbedingt noch an die Nordsee – genauer gesagt lockt mich das Wattenmeer, das hier in Südwest-Jütland als Nationalpark ausgewiesen ist und seit 2014 nun auch in Dänemark zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt. Durch seine ständige Veränderung und die unglaubliche Artenvielfalt übt es eine ganz eigene Faszination aus und ist als Rastplatz und Futterstätte für zig-Tausende von Zugvögeln unabdingbar. Von Esbjerg aus erreiche ich per Fähre in 12 Minuten die 15 Kilometer lange, vorgelagerte Insel Fanø.  Im Süden, bei Sønderho – 2014 durch seine zahlreichen hübschen, Reet gedeckten Häuser als schönstes Dorf Dänemarks prämiert – treffe ich  Watt- Führer Jasper. Mit ihm, der die Gezeiten genau kennt, laufe ich zwei Kilometer weit hinaus, bis zu den Robbenbänken. Hier ruhen sich die Seehunde zwischen ihren Tauchgängen aus. Jetzt, Mitte Juni, haben sie beim Fischfang doppelt zu tun, denn ihre kleinen Heuler sind ebenfalls hungrig.
Nachmittags geht es etwas weiter nördlich an den breiten, langen Strand, der sogar mit dem Auto befahren werden darf.

 

Drachenfestival

Es ist gerade Drachenfestival und tausende bunter Gebilde erfüllen den Himmel. Menschen aus der ganzen Welt kommen zu diesem Event um ihre meist selbstgebauten Drachen steigen zu lassen. Frösche, Fische, Seepferdchen, Sterne, sogar Snoopy…alles ist vertreten.
Plötzlich sehe ich ihn und muss schmunzeln: Wicki, der kleine Wikinger-Held aus der Fernsehserie schwebt hoch in der Luft! Wenig später bewundere ich auf einem speziellen Strandabschnitt die wahren dänischen Helden von heute: Strandsegler und Blokart-Fahrer sausen mit 70-90 km/h am Strand auf und ab. Eines haben sie dennoch mit den Wikingern gemeinsam: Sie tragen ebenfalls Helme – ohne Hörner!

 

www.visitribe.dk

www.visitfanoe.dk

Wer mehr über die Wikinger erfahren will, hat bis 04.12.2016 im Lokschuppen Rosenheim dazu Gelegenheit.

www.lokschuppen.de

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Alle Inhalte unterliegen dem Copyright und spiegeln lediglich die Meinung der Autorin wieder. Adelheid Wanninger, 2020