Hurtigruten – dem Nordkap entgegen (Teil 2)

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Hurtigruten – dem Nordkap entgegen (Teil 2)

Mit Hurtigruten sind wir auf der nordgehenden Postschiffroute unterwegs und fahren seit dem Ablegen in Bergen kontinuierlich dem Nordkap entgegen. Rund zwei Drittel der 2481 Kilometer langen Strecke haben wir bis zu den Lofoten bereits zurückgelegt und dabei den Polarkreis bereits überschritten. Nun bewegen wir uns auf Tromsø zu, dem „Tor zur Arktis“. Bezeichnet wird die Stadt mitunter so, weil sie in der Vergangenheit der Ausgangspunkt zahlreicher Arktisexpeditionen war. Dann geht es weiter Richtung Nordkap.

 

Der Morgen beginnt mit zauberhaftem Licht. Unser Schiff, die MS Nordnorge, zieht langsam an den eisig- verschneiten Bergen vorbei, hinter denen die Sonne ihr Aufgangsspektakel in leuchtendem Orange zelebriert. Der erwachende Himmel hält in Violett-Rosétönen dagegen. Immer wieder unterbreche ich mein köstliches Frühstück vom Buffet, um hinaus zu eilen und zu fotografieren.

Harstadt und Finnsness sind hübsche Anlegehäfen am Vormittag. Von Deck aus beobachte ich, wie flink Waren und Post ein- und ausgeladen werden und manch Einheimischer von oder an Bord geht. Auch eine Vielzahl von Seevögeln ist zu beobachten. Im Winter werden mitunter sogar Wale gesichtet. Die Zeit bis zum Hafen von Tromsø verbringen einige Gäste im Bistro bei leckeren Zimtschnecken und Kaffee, andere genießen den Whirlpool oder die Sauna, lesen oder relaxen in der Explorer Lounge mit ihren herrlich großen Aussichtsfenstern oder halten sich am Außendeck auf. Ich trainiere am Rudergerät im Fitnessraum – mit Aussicht.

Tromsø

 

Das Expeditionsteam hat für Tromsø viele unterschiedliche Ausflüge vorbereitet. Von der klassischen Stadtbesichtigung mit Besuch der spektakulären Eismeerkathedrale oder dem Erlebniszentrum Polaria, das sich rund um die Polarforschung dreht, über Schneeschuhwandern, Elekto-Katamaran-Fahren, Cross-Country- Skifahren bis zum Husky-Besuch ist alles möglich. Die Fjellheisen Seilbahn bringt Gäste bei gutem Wetter auf einen Aussichtsberg hoch über der Stadt.

 

Husky- Schlittenhundefahrt

Ich will das volle Winterabenteuer und das heißt Husky-Schlittentour. Der bereitstehende Bus bringt die Gäste in rund 25 Minuten zum Aurora Camp. Hier warten etwa 200 Schlittenhunde auf ihre Lieblingsbeschäftigung: Laufen! Das Aurora Team hat schon alles vorbereitet. Die Schlitten stehen mit Fellen gepolstert bereit und sind eingespannt. Zwischen zehn und zwölf Hunde bilden jeweils ein Gespann. Aufregung macht sich bei den Vierbeinern durch Bellen und Springen bemerkbar.

Endlich – es geht los. Rasant ziehen die Gefährte durch den harschigen Schnee, während die Fahrgäste die winterliche Landschaft und die klare, wenn auch bitterkalte Luft genießen kann.  Nach ca. eineinhalb Kilometern plötzlich Stopp! Unruhe, lautes Bellen und am liebsten würden die Hunde in Richtung ihrer Entdeckung rennen: Ein kapitaler Elch und sein Rudel haben sich auf die Lichtung gewagt. Ein Bild, das wohl nicht zum Husky-Alltag gehört. Unser Musher Martin und seine Kollegen haben ihre Mühe, die Hunde wieder zum Parieren zu bewegen. Für uns ist es ein unvergessliches Spektakel. Zehn Minuten später geht es weiter, als ob nie etwas gewesen wäre. Nach einigen Kilometern durch die Dämmerung sind wir am Camp zurück, mit glücklichem Lächeln im Gesicht.

 

Fotoshooting mit Topas

Martin zeigt uns die großzügige Anlage, erklärt das Einspannen und nach welchen Kriterien er sein Gespann zusammenstellt und lädt uns zu einem heißen Tee und Schokoladenkuchen in ein Zelt artiges Gebäude mit großer Feuerstelle darin. Ich muss vorher aber noch zu Topas, dem vielleicht schönsten Husky des Camps. Malerisch präsentiert er sich auf seiner Hütte. Zum Verlieben hübsch und selten brav lässt er das Fotoshooting über sich ergehen. Später erfahre ich, dass er der Besitzerin des Camps gehört, die mit über 60 Jahren immer noch erfolgreich Rennen fährt.

Nach der Rückkehr an Bord heißt es nur schnell frisch machen und gleich zum Essen gehen. Einfach göttlich schmeckt der arktische Sigefjord-Saibling zu einem kühlen Glas Sancerre. Auf die Schokoladenterrine verzichte ich gerne, denn der Bordlautsprecher verkündet ein weiteres Highlight: Northernlights!

 

Nordlichter – Aurora borealis

Schnell in die Kabine, warme Kleidung anziehen, den Fotoapparat einpacken und raus aufs Deck. Da sind sie und vollführen ihren magischen Tanz über einer vorgelagerten Insel. Man kann sich kaum satt sehen an dem Schauspiel des sich ständig verändernden Lichts. Schnell wird klar, wer an Bord passionierter Hobby- oder gar Profifotograf ist. Stativ, großes Teleobjektiv und standhaftes Ausharren in Eiseskälte sind unverkennbare Merkmale.

Doch vorrangig sollte man Innehalten, Schauen, Staunen und für den erlebten Augenblick dankbar sein!  Seelig schlafe ich später ein.

 

Honningsvåg und das Nordkap

Hammerfest und Havøysund liegen noch im Morgendämmerlicht als wir die Häfen passieren. Bis vor wenigen Tagen war hier für lange zwei Monate 24 Stunden am Tag Nacht.

Honningsvåg, eine Gemeinde mit 2800 Einwohnern, erreichen wir jedoch bei Tageslicht, das allerdings immer noch sehr zaghaft ist. Honningsvåg ist Ausgangsort zum Nordkap, dem magischen Anziehungspunkt aller Hurtigruten-Reisenden auf der Nordroute. Mit dem Bus geht es kontinuierlich bergan. Gefahren wird mit Spikes, erzählt unser Guide in erstaunlich gutem Deutsch. Jürgen Nowak lebt seit 50 Jahren hier, stammt aber ursprünglich aus Passau.  Der Zufall hat ihn hierher verschlagen. „Bleibt doch“, meint er, „ihr habt das schöne Wetter mitgebracht“. Seit Wochen war es hier nur stürmisch und grau. So sind auch wir froh um ein wenig Helligkeit und die dezenten Sonnenstrahlen, denn am Nordkap an der Kante des Schieferplateaus mit dem legendären Globus-Denkmal zu stehen und über das Meer zu blicken, ist einfach unvergesslich.

Zwischen hier und dem Nordpol liegt nur noch die Inselgruppe Spitzbergen. Die klare, eisige Luft und die Ausblicke auf das Meer und den Horizont vermitteln das Gefühl, am Ende der Welt zu sein. Tatsächlich ist auf 71°10′21′′ der nördlichste (per Auto erreichbare) Punkt Europas und somit ist das Nordkap eine bedeutende Touristenattraktion. Wir haben den Felsen Anfang Februar 2022 quasi für uns allein. So macht auch das Fotoshooting am Globus, dem Wahrzeichen, ohne Anstehen Spaß.

 

Besucherzentrum  Nordkaphalle

Das Besucherzentrum, die Nordkaphalle, zeigt sich großzügig und modern. Es beherbergt ein Museum, einen Shop und ein Restaurant. Im dritten Untergeschoß liegt ein Kino, in dem halbstündig ein kurzer Film zum Nordkap im Wechsel der Jahreszeiten gezeigt wird. Wunderschön und animierend, im Sommer nochmals wiederzukommen.

Doch jetzt geht es erst noch einmal ins Freie, die Bronce-Skulpturen im Schneefeld bewundern. Es ist das ‚Denkmal der Kinder der Welt‘ und soll Freundschaft, Hoffnung und Freude über alle Grenzen der Welt hinweg darstellen. In allen Richtungen genieße ich die unsägliche Weite, die gen Süden in goldgelbem Licht erstrahlt. Es scheint wie ein Geschenk an die Gäste, die morgen Früh, im Endhafen Kirkenes das Schiff verlassen.

 

www.hurtigruten.com

 

Die Südroute erscheint in einem gesonderten Bericht in Kürze.

 

Lesen Sie auch Teil 1 der Reise:

Hurtigruten – dem Nordkap entgegen (Teil 1) – LastSecrets – Blog zu Reisen, Kulinarik, Wellness und Lifestyle von Adelheid Wanninger. %

 

Bilder: Adelheid Wanninger, Fotos Nordlichter: danke an  Sigi Meier

 

 

 

 

 

 

 

 

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Alle Inhalte unterliegen dem Copyright und spiegeln lediglich die Meinung der Autorin wieder. Adelheid Wanninger, 2020