Zu Gast in der Provinz Pavia

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Zu Gast in der Provinz Pavia

Die italienische Region Lombardei wird gedanklich meist mit Mailand verbunden. Aber: es muss nicht immer Mailand sein! Nur wenige Kilometer weiter südlich liegt die Provinz Pavia mit ihren Teilregionen Oltrepò Pavese, Lomellina und Pavia, die Universitätsstadt mit ihrer Umgebung. Hier eröffnen sich dem Gast reiche kulturelle, landschaftliche und kulinarische Schätze!

 

Erster Tag

Für einen mehrtägigen Aufenthalt empfielt sich als Ausgangspunkt direkt die Stadt Pavia, die man sogar gut öffentlich per Bahn erreichen kann oder in einer Stunde Transfer ab Flughafen Malpensa.

 

La Certosa di Pavia

Unser erstes Ziel ist die nur neun Kilometer entfernte Klosteranlage Certosa di Pavia, in der gleichnamigen Gemeinde. Ursprünglich als Kartäuserorden gegründet, steht sie heute unter der Leitung von Zisterziensern.
Die Kartause verdankt ihre Gründung Gian Galeazzo Visconti, dem Herzog von Mailand, der im Park seines Schlosses Castello Visconteo im Stadtgebiet Pavias, eine Klosteranlage als spätere Grabstätte für seine Dynastie errichten ließ. Die Größe des Parks brachte es mit sich, dass 1396 die Grundsteinlegung etwa neun Kilometer vom Schloss entfernt erfolgte!

Die Anlage gehört heute zu den bedeutendsten Baudenkmälern Oberitaliens und birgt sicher eine der schönsten Kirchenbauten der Lombardei.

Bereits von Weitem kann man deren große und kleine Türme erkennen. Nähert man sich jedoch, verschwindet die ausgedehnte Anlage hinter einer mächtigen Umfriedung. Erst nach dem Durchschreiten des großen Portals wird die unermessliche Pracht der Klosteranlage ersichtlich. Schier atemberaubend ist die Renaissancefassade der Kirche Madonna delle Grazie, die erst 1549 abgeschlossen wurde, 150 Jahre nach Beginn der Bauarbeiten. Die eindrucksvolle Fassade ist über und über mit feinstem plastischen Marmorschmuck und Figuren verziert, die sie zu einem außerordentlichen, kunsthistorischen Prachtstück machen.

Das Innere der Kirche lässt nicht minder den Atem stocken:
Mosaike, Gemälde (wie etwa von Perugino oder ‚Das Abendmahl‘ von Ottavio Semino), Trompe-l’oeil-Malereien, Fresken in den 14 Kapellen, Marmorstatuen, Marmor- und Tonreliefe, das reich verzierte Chorgestühl, Malereien in Gold, Lack und Lapislazuli. Dazu die Grabmäler, wie im Norden das von Ludovico il Moro und Beatrice D‘ Este, als wunderschöne Statuen gestaltet sowie im Süden das monumentale Grabmal von Gian Galeazzo Visconti – so wie es einst sein Wunsch war.

Im kleinen Kreuzgang neben der Kirche krönt eine Heiligenfigur aus Terrakotta jede Säule der Arkadengänge. Schließlich eröffnet sich ein weiterer, großer Kreuzgang, um den sich 23 Klosterzellen gruppieren. Zwei davon sind heute sogar zur Besichtigung zugänglich.
Natürlich gibt es auch einen Verkaufsraum mit allerhand Tees und Kräuter-Likören. Denn bis heute erwirtschaften sich die Mönche einen Teil ihres Daseins mit landwirtschaftlicher Arbeit.

 

Cascina Vittoria

Nur wenige Meter von der Kartause entfernt, gibt es übrigens das einzige Sternerestaurant der Provinz. Wir aber fahren nach Rognano und besuchen dort die Cascina Vittoria, in der der junge engagierte Koch Giovanni Ricciardella seiner regionalen Küche alle Ehre macht! Unterstützt von seinem Bruder Marco als Sommelier, betreibt er hier das rustikale Restaurant mit eigener Landwirtschaft, deren Produkte die Basis der Küche sind.

Eigenes Getreide von den Feldern, teils alte Sorten wie Urkorn und Buchweizen um köstliches Brot zu backen und Pasta zu fertigen, selbst gezogenes Gemüse und zahlreiche Kräuter aus dem Garten, Eier vom Hof, großteils sogar eigenes Fleisch. Das Restaurant trägt stolz den Namen der Mamma, die natürlich ebenfalls hervorragend kochte. Vittoria als Hommage!

Emozionen in Geschmack zu verwandeln ist Giovannis Credo und das scheint ihm auch zu gelingen. Mit Gerichten, wie der Millefoglie von der gebackenen Aubergine gewann der knapp 30jährige bereits manche Preise.

Natürlich haben wir die ‚Millefoglie di melanzana‘ probiert, die mit verschiedenen Konsistenzen vom Parmesan spielt. Cremig, hart und krokant – dazu verschiedene Temperaturen von warm bis kalt – eine schöne Idee, die buchstäblich auf der Zunge zergeht. Auch die ‚Plin a la milanese‘ , kleine Ravioli mit Safran und die ‚Omaggio a Milano“, ein klassisches Risotto halten kritischen Gaumen stand. Dazu serviert Marco Riesling Sekt methodo classico.

Zum ‚Bollito misto‘ auf zweierlei Art, zarte Ochsenbacke und Pökelzunge mit jungem Mangold und Salsa verde schwenkt Marco auf den so typischen Bonarda frizzante, der dunkel und kräftig daherkommt. Dolce nach Wahl müssen natürlich auch noch sein, aber vielleicht doch nur noch ein Espresso?  …wir werden ja wiederkommen!

Auf der Rückfahrt in die Stadt, die wir uns am nächsten Tag ansehen wollen machen wir kurz Halt am Fluss Ticino um den Blick über die Brücke hinweg auf die Stadt und den Dom zu genießen.

Davon erzählt Teil 2 der Trilogie, der in Kürze erscheint.

 

Info: Natürlich haben wir den Wunsch der Mönche respektiert, im Kircheninneren nicht zu fotografieren!

 

Region:

www.provoncia.pv.it

http://www.turismo.provincia.pv.it

http://www.paviaturismo.it

 

La Certosa:

http://www.certosadipavia.com/

 

authentische Küche in der Cascina Vittoria:

http://www.cascinavittoria.it

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Alle Inhalte unterliegen dem Copyright und spiegeln lediglich die Meinung der Autorin wieder. Adelheid Wanninger, 2020