Provinz Varese – Lombardei küsst Piemont

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Provinz Varese – Lombardei küsst Piemont

Rau bläst uns der frische Vento am frühen Morgen um die Ohren. Dafür ist die Sicht, die wir vom Ostufer des Lago Maggiore bis hin zu den Schweizer Bergen im Nordwesten haben umso klarer. Gianluigi Arioli vom Centrovela und seine Männer bereiten das Segelboot vor, das uns von Cerro di Laveno aus zu den Borromäischen Inseln bringen soll. Der Wellengang ist kräftig, aber bei gehissten Segeln und Kurs in Richtung Stresa haben alle Gäste ein Lächeln im Gesicht.

Von Varese zu den Borromäischen Inseln

Während der rund zweistündigen Überfahrt erfahren wir viel von unserem Seebären Gianluigi, der den 212 Quadratmeter großen See wie seine Westentasche kennt. An manchen Stellen sei er bis zu 372 Meter tief, ein kleiner Teil von ihm gehört zur italienischen Schweiz und die restlichen rund 80 % teilen sich die Lombardei im Osten und das Piemont im Westen. Wer Ruhe und Natur sucht, dem sei das Ostufer und die Provinz Varese angeraten, so der Kapitän, der hier, an seinem Heimatsee bereits als Kind mit dem Segeln begann. „Auch wenn der Westen mit seinen berühmten Orten und Inseln viel bekannter ist, aber dafür ist er eben auch weit mehr touristisch überlaufen und natürlich teurer. Köpfe einziehen, klar zur Wende“, fügt er wie selbstverständlich an. Unterwegs zeigt er uns im Vorbeigleiten schon einmal das Kloster Santa Caterina del Sasso, das jetzt noch unscheinbar im Schatten liegt. Wie aus dem Felsen gemeißelt, klebt es an dem steinigen Landvorsprung. Die Besichtigung wollen wir uns für unseren Rückweg aufheben.

Nach einigen Wenden erreichen wir die hübsche, winzige Isola dei Pescatori. Spätestens hier wird klar, was Gianluigi meinte: Hunderte von Menschen schieben sich durch winzige Gässchen und drängen sich an den Verkaufs-Ständen im Hafen. So hübsch die kleine Insel auch ist, setzen wir bereits wenig später auf die Isola Bella über – mit dem Linienschiff, denn unser Kapitän ist längst auf seinem Rückweg.

Isola Bella

Auf der malerischen Isola Bella sprudelt ebenfalls das Leben, das sich hier aber etwas besser auf die Sehenswürdigkeiten verteilt. Fast unglaublich, war die Insel, benannt nach Isabella, der Comtesse aus dem Adelsgeschlecht Borromeo, einstmals nur ein unfruchtbarer Felsen. Zwischen 1650 und 1671 baute  Vitaliano Borromeo auf der Insel einen attraktiven Sommerpalast, ließ große Mengen Erde auf die Insel bringen, um einen prächtigen, terrassierten Garten und Barock-Palast zu errichten. Der Palazzo beherbergt prächtige Gemälde, flämische Teppiche und sehenswerte „Grotten“, Räume, die der Sommerfrische der Familie dienten. Bis heute wohnen gelegentlich Familienmitglieder in einem Teil des Palazzo. Als Zeichen der Anwesenheit wird die Flagge gehisst.

Spätestens beim Betreten der Gärten wird klar, warum so viele Menschen hier her drängen: Der Skulpturenreichtum, die Opulenz der Blumen und Sträucher zwischen denen weiße Pfauen stolzieren – man muss es einmal gesehen haben! Atemberaubend schön!

Ein spätes Mittagessen im Ristolounge Elvezia bietet uns nicht nur kulinarische Highlights, sondern auch die herzliche Gastfreundschaft von Michaela Modena, die das Restaurant leitet. Köstlich, das Dreierlei vom Fisch und himmlisch das Zitronentörtchen mit Limonen-Sorbet. Hausgemachter Limoncello darf natürlich zum Abschluss nicht fehlen! Kein Wunder, dass auch Conte Borromeo und seine Gattin gelegentlich hier speisen.

Kloster Santa Caterina del Sasso

Ein Linienschiff bringt uns zurück ans lombardische Seeufer zum Kloster Santa Caterina del Sasso, das sich jetzt im sanften Spätnachmittag-Licht inszeniert. Schwester Iris, die hier schon seit über 20 Jahren lebt, führt uns durch den wunderbaren Komplex der einstmaligen Einsiedelei mit der Katharinenkapelle aus dem 12. Jahrhundert. Mit sprühender Begeisterung zeigt sie uns die Fresken des Kapitelsaals aus dem 13. Jahrundert, erzählt von den letzten sechs Karmelitermönchen, die vor rund 250 Jahren die Einsiedelei verließen, aber auch von den 40 Stahlträgern mit denen der 60 Meter hohe Felsen in den letzten Jahren gesichert wurde. Sogar ein Aufzug wurde installiert, um die vielen Besucher nach oben zu bringen, wo der kleine Verkaufsraum für die selbsthergestellten Produkte wie Töpferwaren und Tees nach Hildegard von Bingen angeboten werden.

Varese Stadt

Rund eine Stunde vom Lago Maggiore entfernt liegt der weit unbekanntere Lago di Varese am Fuße der etwas erhöht liegenden, gleichnamigen Provinzhauptstadt. Sie wird auch gerne als „Die Gartenstadt“ bezeichnet, denn zahlreiche Grünanlagen lockern das Stadtbild auf und viele Gärten, die einstmals in Privatbesitz waren, sind heute für die Öffentlichkeit zugängig. Die herrschaftlichen Gärten des Palazzo Estense aus dem 18. Jahrhundert hingegen waren schon immer für die Bürger zugänglich und dort tummeln sie sich auch heute noch gerne, genießen das Plätschern des eindrucksvollen Brunnen, spazieren durch die Alleen aus Hainbuchen vorbei an bunten Blumenbeeten hinauf zum Belvedere, dem höchsten Punkt des Hügels, von dem sich ein weites Panorama über die Stadt Varese eröffnet.

Sacro Monte

Ein Tipp für Kulturliebhaber ist ein  Spaziergang über die „Via Sacra“ hinauf auf den Sacro Monte, den zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Heiligen Berg von Varese. Die Mysterien des Rosenkranzes sind Thema des Heiligen Berges mit seinen 14 im Palladio-Stil vom Architekten Giuseppe Bernascone erbauten Kapellen, die zum Nonnenkloster und einer der Jungfrau Maria gewidmeten Wallfahrtskirche führen. Drei Brunnen spenden den Pilgern an drei triumpfartigen Bogen Wasser zur Erfrischung auf Ihrem Weg. Vom Borgo di Santa Maria Maggiore aus hat man einen herrlichen Blick über die Region Varese mit ihrem gleichnamigen See. Alternativ bringt die Seilbahn auf den Berg oder zumindest zurück.

Lago di Varese

Auf einer 30 Kilometer langen Radtour rund um den See erschließt sich uns noch einmal die voralpine Landschaft, mit ihren sanft ansteigenden Hügeln am gegenüberliegenden Ufer. Vorbei am Sumpfgebiet Palude Brabbia, einer wichtigen Raststätte für Zugvögel, treffen wir auf die Eishäuser von Cazzago Brabbia. „In tiefen Erdkellern kühlten früher die Fischer ihren Fang zwischen Eisplatten, die sie vom zugefrorenen See ernteten und mit Stroh abdeckten“, erzählt Silvano Moroni, unser Rad-Guide. Die Gäste kommen hier gerne zum Radfahren und zum Reiten her, auch als Segelflug-Gebiet sei man bekannt. Wer Baden möchte, der fährt einfach an einen der zahlreichen benachbarten Seen wie etwa den Lago di Canobbio und natürlich an den herrlichen Lago Maggiore. Und wenn man dabei – ganz aus Versehen – die Grenze zwischen Lombardei und Piemont überschreitet, ist keiner dem anderen böse. Ein gutes Miteinander, davon profitieren schließlich beide Seiten!

 

Infos zur Provinz Varese über:

http://www.vareselandoftourism.com

http://www.va.camcom.it

Sehenswürdigkeiten:

Kloster Santa Caterina del Sasso www.santacaterinadelsasso.com

Isola Bella, Borromeo-Palazzo und Garten und Rocca Borromeo in Angera www.isoleborromee.it

 

Geographische Lage:

Die 1.200 qkm große Provinz Varese liegt im Westen der norditalienischen Region Lombardei. Im Norden stößt sie an die Schweiz, die natürliche Grenze zum Piemont bildet der Lago Maggiore.

 

Anreise:

Per Flug oder mit dem Auto über Mailand. Die Provinzhauptstadt Varese liegt nur 25 Auto- Minuten vom Flughafen entfernt.

 

Wohnen nahe dem Lago di Varese:

Hotel Capolago – www.hotelcapolago.it

Wohnen am Lago Maggiore in Ranco:

Albergo Belvedere – www.hotelristorantebelvedere.it

 

Gut Essen:

In Varese: Albergo Ristorante  Bologna– www.albergobologna.it

Auf der Isola Bella: Ristolounge Elvezia www.elvezia.it

In Ranco: Restaurant La Veranda www.laverandaranco.com

 

 

 

 

 

 

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Alle Inhalte unterliegen dem Copyright und spiegeln lediglich die Meinung der Autorin wieder. Adelheid Wanninger, 2020