Ein Wochenende in Marseille

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Ein Wochenende in Marseille

Marseille ist mit seinen rund 870 000 Einwohnern zwar „nur“ die zweitgrößte Stadt Frankreichs, überragt jedoch Paris weit an Fläche. Die Hafenstadt ist die Hauptstadt der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur und zudem die älteste Stadt Frankreichs. Der antiken Legende nach entstand sie, als griechische Seefahrer aus Phokaia die Mittelmeerküste erkundeten. Marseille hat seine ganz eigenen Reize. Wer die Provence besucht sollte sich Zeit für eine Besichtigung nehmen.

 

Wir haben im Anschluss an unseren Besuch in Aix en Provence Eindrücke gesammelt.

Nach dem Check-in der Maison Montgrand*** – einer hübschen Unterkunft, die auf mehrere Gebäude verteilt ist und im Haupthaus einen stattlichen, üppig grün bepflanzten Innenhof für das Frühstück bietet, machen wir uns mit dem Linienbus (es gibt zwar Fahrpläne, aber der Bus kommt, wenn er kommt) auf zur Basilika Notre-Dame de la Garde. Weithin ist sie zu sehen mit ihrer Marienstatue, die als Schutzpatronin der Stadt gilt.

Neben der Besichtigung der Basilika liegt der Hauptgrund für unseren Besuch darin, dass man sich hier, von dem hoch erhabenen Punkt aus, den besten Überblick über die Stadt verschaffen kann. Erst dann wird einem bewusst, wie immens großflächig die Stadt ist. Den Sonnenuntergang erleben wir hier leider nicht – die ganze Basilika wird zur Sperrzone: man erwartet hohen Besuch.

Zurück im Hafen reicht die Zeit gerade noch für eine erste kurze Orientierung, bevor wir uns frisch machen für das Abendessen.

 

Le Miramar

Für das Dinner hat man mir das Restaurant Le Miramar empfohlen. Direkt am alten Hafen (12 Quai du Port, 13002 Marseille) gelegen, ist es bekannt für frische Fisch- und Krustentierspezialitäten, aber insbesondere seine ausgezeichnete Bouillabaisse. Wegen meiner Krustentierallergie darf ich sie selbst nicht verkosten und halte daher Ausschau an den Nachbartischen. Der heiße Sommerabend scheint wenig Lust auf eine Suppe zu machen. Eine chinesische Großfamilie bestellt sich Berge von Austern und Garnelen, eine amerikanische Gruppe einen riesigen Fisch, den man vorab zur Ansicht präsentiert. Ich genieße meine Seezunge, die  man für mich in Windeseile perfekt filetiert hat – und da kommt sie plötzlich am Nachbartisch: Das deutsche Pärchen erklärt mir, dass der erste Teller nur die Brühe beinhaltet – die Vorspeise quasi – bevor im zweiten Stepp die Bouillabaisse mit Einlage serviert wird.  Köstlich sei sie angeblich – also darf ich das Restaurant Le Miramar auch dafür gerne empfehlen!

 

Hafen und Frioul Inseln

Der nächste Morgen startet mit einem Besuch des Fischmarktes am alten Hafen.  Fische in allen Größen, Formen und Farben, Hummer in bedrohlichen Größen, die ihre kleinen Behältnisse eifrig wieder zu verlassen versuchen.

Mit einem Linienschiff setzen wir über auf die vorgelagerten Frioul Inseln, einem Archipel, welches Teil des Calanques Nationalpark ist und rund vier Kilometer westlich von Marseille liegt.  Die Route führt vorbei an der Insel If. Sie wurde bekannt durch den Dumas Roman ‚Der Graf von Monte Christo‘, der im damaligen Gefängnis Chateau d’If eingekerkert war. So genießen wir unseren Spaziergang und unsere Freiheit gleich doppelt.

Kaum vorstellbar, dass Pomègues und Ratonneau 1720 noch als Quarantänestation verwendet wurden. Die durch einen Damm verbundenen Inseln strahlen mit ihrer unsagbaren Fauna und Flora nichts als Ruhe und Frieden aus. Nur im Anlegerbereich gibt es für hungrige und durstige Touristen einige Restaurants und Cafés. Auf echte Marseillais trifft man hier eher nicht.

Für den Spaziergang ist gutes Schuhwerk empfohlen. Insbesondere wenn man die hübschen kleinen Buchten erreichen möchte um dort eine Runde zu schwimmen oder sich einfach auszuruhen.

Es geht zurück zur Stadt, denn dort wartet eine kleine Attraktion auf uns.

 

Cosquer Cave

Wir besuchen den detailgetreuen Nachbau der Cosquer-Höhle bzw Grotte, die sich im Original südöstlich von Marseille am Cap Morgiou befindet. Dort entdeckte man spektakuläre, frankokantabrische Höhlenmalereien von Pferden, Fischen, Robben, Steinböcken Meeresvögeln aber auch menschlichen Händen. Da der einst überirdische Höhleneingang heute 30 Meter unter dem Meeresspiegel liegt und zudem verschlossen, weil streng geschützt ist, hat man die Höhle für Besichtigungszwecke kurzerhand 1:1 nachgebaut. Sie liegt genau am Übergang des Alten Hafens zum Meer (Promenade Robert Laffont, Esp. J4), gleich neben dem Museum. Genial inszeniert, werden die Besucher zunächst mit Audioguides ausgerüstet und anschließend per Aufzug „30 Meter unter den Meeresspiegel“ befördert. Dort geht es in Kabinenwägen auf Schienen durch die Höhlenanlage. Die Wägen richten sich genau passend in Blickrichtung zur erklärten Szene aus, die durch Spots und Laserpointer beleuchtet wird.

Henri Cosquer wäre dankbar gewesen, wenn er seine Entdeckungen so einfach und in solch kurzer Zeit hätte machen können.

 

Nationalmuseum und Le Panier

Gleich daneben kann man das riesige „Mucem“ besuchen, das Nationalmuseum, das für alle City Pass Inhaber kostenfrei ist. Wer – so wie ich – nicht ausreichend Zeit für einen langen Besuch hat, kann dennoch schnell einen schönen Ausblick von ganz oben genießen. Für mich geht es in das angrenzende Viertel Le Panier. Es ist eines der typischsten, ältesten Viertel Marseilles, mit kleinen, oft steilen Gassen, schlichten Cafés, Geschäften mit Handwerkskunst, und viel Graffitis an den Wänden – guten wie schlechten. Hier und da sitzen Leute auf Holzkisten oder kleinen Stühlen und trinken ein Glas Wein. An manchen Stellen zieren Blumentöpfe die Gehwege, an anderen Abfalltüten. Vielleicht einer der typischsten, echtesten Eindrücke, die man von einer Hafenstadt haben kann.

 

Provençialische Spezialitäten

Nach einer kleinen Kaffeepause geht es vorbei am Hafen, zurück zum Hotel – erfrischen und kurz die Beine hochlegen. Marseille strengt an, denn es ist nirgends ebenerdig.

Abends wollen wir provençialische Spezialitäten genießen. Bei Paule & Kopa, am Place aux Huiles finden wir das passende Restaurant. Fleischgerichte, Deftiges, alles herrlich mit Kräutern aus der Provence gewürzt und dazu natürlich gibt es die köstlichen Weißweine und Rosés der Region.

Auf dem Weg zum Hotel kommen wir an einem Platz vorbei, an dem Musik erklingt. Man trifft sich dort gegen einen kleinen Obolus zum Tango tanzen.

Les Goudes und Palais Longchamp

Es ist noch etwas Zeit an unserem Abreisetag und so fahren wir noch nach Les Goudes, einem kleinen Fischerdorf, das ganz am Ende des Gebietes von Marseille liegt. Auf der Fahrt dorthin sehen wir auch einige Strände, die nicht nur von Badegästen sondern auch von Surfern gerne genützt werden. Die Landschaft um Les Goudes ist karg und rau. Mit einer vorgelagerten Felseninsel wirkt sie aber auch irgendwie anmutend. Genau der richtige Ort jedenfalls um dem Trubel der Stadt für einige Stunden den Rücken zu kehren. Einen starken Gegensatz bietet auf der Rückfahrt bei einem kurzen Stop der Prunk von Palais Longchamp mit seinem opulenten Garten, Skulpturen, Wasserspielen und monumentalen Bauten.

Mit den Grandes Halles du Vieux Port, in denen man sowohl einkaufen, als auch frische Spezialitäten vor Ort genießen kann, beschließen wir unseren kleinen Wochenendausflug in diese große Hafenstadt Marseille. Sie hat in kurzer Zeit viele unterschiedliche Eindrücke hinterlassen!

 

www.marseille-tourisme.com

 

 

 

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Alle Inhalte unterliegen dem Copyright und spiegeln lediglich die Meinung der Autorin wieder. Adelheid Wanninger, 2020