In vino veritas: Weinbau im Waadtland

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In vino veritas: Weinbau im Waadtland

 

Im Laufe der Jahrhunderte haben die Winzer die Landschaften des Kantons Waadt verändert und seine sechs Weinbauregionen sorgfältig gepflegt. Auf thematischen Rundwegen zeigen sich die Weinberge und Weinterrassen in ihrer ganzen Pracht.

Die Weinberg-Terrassen des Lavaux

Mit über 800 Hektaren Rebfläche sind die Weinberg-Terrassen des UNESCO-Welterbes Lavaux das größte zusammenhängende Weinbaugebiet der Schweiz. Dabei bieten die terrassierten Weinberge, die zwischen hoch aufragenden Bergen und dem Lac Léman liegen, herrlichste Aussichten über diese einzigartige Kulturlandschaft.

Bereits im 11. Jahrhundert wurden unter der Leitung von Mönchen an den steilen Hängen des Genfersees Weinberg-Terrassen angelegt. Seither haben Generationen von Weinbauern diese einzigartige Landschaft gehegt und gepflegt. Die Weinregion erstreckt sich über 40 Kilometer und gehört zu einem der größten Weinbaugebiete der Schweiz.

Die einstige Gletscherregion profitiert von ihren unterschiedlichen Böden und Gesteinsformationen, die der Gletscher hier hinterließ: Lehm, Kalk und Nagelfluh, ein Gesteinskonglomerat, sind vorrangig.

 

Mit der Kraft dreifacher Sonne

Steil fallen die Hänge hinab zum See, klein-parzellig,  fast unwirtlich wirkend. Und doch sind sie der Schlüssel zum erfolgreichen Weinanbau. „Die terrassenförmig angelegten Rebberge profitieren von dreifacher Sonnen- und damit Wärmestrahlung: zum einen direkt von der Sonne, dann über die Reflexion vom Genfersee und zusätzlich über die gespeicherte Wärme der vielen Steinmauern,“ erklärt der renommierte Sommelier Jérome Aké Béda, den wir zum Sundowner am Mont-Pèlerin im Restaurant Le Chalet treffen. Jérome stammt übrigens von der Elfenbeinküste und hatte, als er zum Arbeiten in die Schweiz kam, keinerlei Ahnung von Wein. Im Hotelfach tätig arbeitete er sich nach oben, wurde in einem namhaften Haus Restaurantleiter und lernte zu verkosten. Das Learning by doing brachte ihm in Fachkreisen schnell Auszeichnungen ein, das nötige Fachwissen lernte er erst später hinzu. Heute zählt er zu den besten Sommeliers der Schweiz.

 

Traumrebsorte Chasselas

Der aus der französischen Schweiz stammende Chasselas ist – neben anderen Traubensorten, die hier gedeihen – zweifellos die Königsrebsorte der Region. Sie ist eine ausgezeichnete Traube (Gutedel)  und eignet sich hervorragend für die Weinherstellung. Sie wird im Lavaux seit dem 16. Jahrhundert angebaut und bringt feine, kräftige, mineralische und vollmundige Weißweine hervor, die stark von ihrem Terroir geprägt sind. Je nachdem auf welchem Boden die Rebstöcke stehen, in welcher Höhe sie gedeihen und in welchem Winkel zur Sonne der Hang ausgerichtet ist, kommen aus derselben Rebsorte völlig unterschiedliche Weine hervor. Eher zurückhaltend an der Nase, wird dies dem Weinkenner erst beim Verkosten bewusst. Chasselas kann somit durchaus ein Menübegleiter sein, in unterschiedlichen Ausbauarten.

Mit ihren 14 Dörfern widerspiegelt die Kulturlandschaft auf eindrückliche Art und Weise, wie sie sich dank des ausgewogenen Zusammenspiels von Bewohnern und Umwelt entwickeln konnte. Innerhalb des Lavaux gibt es sogar zwei Grand Cru Lagen, das Dézalay und Calamin um den Ort Epesses.

 

Grand Cru Lage Dézalay

Als Weinliebhaber wollen wir tags darauf Dézaley näher entdecken. Besonders bequem geht das im blau-gelben „Train des vignes“, dem Zug, der sich in zwölf Minuten von Vevey durch die sattgrünen Reben hinauf nach Puidoux-Chexbres windet. Mit seiner Steil- Lage hoch über dem Genfersee ist es tatsächlich ein landschaftlicher und kultureller Höhepunkt. Hier erkennt man die kleinen Parzellen, unzähligen Terrassen und die Notwendigkeit der Steinmauern besonders gut. Jetzt, im Herbst, ist die Ernte fast vorüber. Doch wir haben Glück: an einem Hang, der fast senkrecht zum See abfällt, erleben wir noch, wie unfassbar mühsam hier von Hand geerntet wird. Körbchen für Körbchen wird das kostbare Gut in einen großen Bottich geleert, der ca. mittig im Hang steht. Später wird er via Helikopter zum Weingut geflogen. Wein aus dem Lavaux kann also keinesfalls billig sein. Und dennoch: Er wird zu hundert Prozent verkauft. 99% bleiben im eigenen Land. Nur etwa ein Prozent wird exportiert – vorwiegend nach Japan.

 

Infos und Events: Vinorama

Es heißt also vor Ort genießen! Degustieren ist fast in jedem Keller möglich. Wir wandern jedoch die schmalen Pfade entlang der Rebterrassen hinunter nach Rivaz, wo Monica Tomba im Vinorama auf uns wartet. Das Vinorama ist Informationszentrum, Vinothek fast aller Winzer des Lavaux und Organisationszentrum für Weintouren, Degustationen und -events gleichermaßen. Besonders eindrucksvoll ist ein prämierter, rund 20 Minuten langer Film, der die Arbeit eines Weinbauern in seinen Weinhängen durch das ganze Jahr begleitet.  Es ist harte Arbeit und dennoch machen sie die Menschen, die seit Generationen hier verwurzelt sind gerne. Nur durch sie ist die Landschaft zu der Kulturlandschaft geworden, die sie bis heute ist und für die sie von der UNESCO im Jahr 2007 ausgezeichnet und zum Welterbe erhoben wurde.

 

UNESCO Weltkulturerbe

Das aus rund 10 000 Terrassen bestehende, von Weinbergpfaden durchzogene und einige Winzerdörfer umfassende Gebiet konnte in seiner Einzigartigkeit und als zusammenhängendes Gebilde erhalten werden, sodass dessen reiche und außergewöhnlich vielfältige architektonische Geschichte bis heute erhalten blieb. Darauf ist man im Lavaux so stolz, dass alle 20 bis 25 Jahre – also nach rund einer Generation –  in Vevey das Fest der Winzer gefeiert wird.

 

Kulinarische Höhenflüge

Was wäre Wein ohne hervorragende Kulinarik?  Natürlich speist man hier nahezu überall gut. Ganz außergewöhnlich positiv fiel uns das Restaurant L’Epicurienne im schönen Hotel du Léman auf. Chef Edouard Boudet bringt hier innovative, geschmacksintensive Kreationen auf den Tisch, die auch in ihrer Optik spektakulär offeriert werden. Gute Weinberatung und aufmerksamer Service machen den Abend zum perfekten Erlebnis.

Nach der Besichtigung des kleinen Städtchens Vevey wollen wir noch eine weitere Weinregion des Waadtlands kennenlernen:

 

La Côte – Land der AOC Weine

Es geht in die Region La Côte, die nahe des Ortes Nyon etwas im Hinterland liegt und sich sanft hügelig zeigt. Mit mehr als 2000 Hektar befindet sich über die Hälfte der Rebfläche des Waadtlands in der AOC-Region La Côte. Hier gedeihen zahlreiche Rebsorten, die ebenfalls von der Nähe zum Genfersee profitieren.

 

Bio Weingut „Domaine La Capitain“

Dort besuchen wir das Bio Weingut „Domaine La Capitain“ in Gland. www.lacapitaine.ch ist bereits seit 30 Jahren ein Bio-Betrieb.  Der pfiffige Winzer Reynald Parmelin ging seit jeher seinen eigenen Weg. „Der Anfang war nicht leicht, niemand wollte meinen Biowein. Heute sind genau die Leute meine Kunden, die das damals abgelehnt hatten.“ Aus 21 verschiedenen Rebsorten wie Johanniter, Sauvignon Blanc und Sauvignon Gris, Pinot Nero, Gamay, Malbec u.v.a  die Reynald hier anbaut, vinifiziert er 16 verschiedene Weine. Gattin Susanne steht ihm zur Seite. Auffällig ist die Farbwahl der Flaschen: Blau! „Das ist mein Alleinstellungsmerkmal, durch das mich jeder sofort erkennt.“ Eine namhafte Fluggesellschaft bietet in der First Class Weine von La Capitaine.

Den historischen Hintergrund zur Fliegerei muss man sich unbedingt von Reynauld selbst erzählen lassen. Ein willkommener Anlass, das Weingut zu besuchen!

 

Neu: Maison des Vin de La Côte

Im neuen Maison des Vin de La Côte vereinen sich rund 100 Winzer unter einem Dach. Vom Standort Mont-Sur-Rolle aus hat man eine herrliche Sicht über die Weinhänge und den See. Hier kann man zunächst auf eine Weinwanderung gehen und anschließend gemütlich verkosten.

 

Wer die herrlichen Weine des Waadtlandes genießen will, der sollte unbedingt in die zauberhafte Region kommen.

Es ist eher schwierig, sie in Deutschland zu erhalten, denn die Schweizer exportieren so gut wie nicht. So viel steht fest:

Kommen lohnt sich auf jeden Fall!

 

 

Ausflugs-Tipp:

In Veytaux, in der Nähe von Montreux, wurde vor fast einem Jahrtausend das Schloss Chillon auf einer Felseninsel gebaut. Weltweit berühmt geworden durch Lord Byrons Gedicht „Der Gefangene von Chillon“, ist diese Festung ein absolut sehenswertes Kleinod aus der Vergangenheit!

 

Weinwissen und Degustationen im Vinorama

www.lavaux-vinorama.ch

 

Im Museum der Bruderschaft der Winzer erfährt man mehr zur Historie des Winzerfestes:

www.fetedesvignerons.ch

 

Gut speisen:

Auberge de Rivaz

www.aubergederivaz.ch

 

Speisen mit ausgezeichneter Beratung durch Spitzen-Sommelier:

Le Chalet du Mont-Pelerin

www.lechaletdumontpelerin.ch

 

Schön wohnen, exzellent speisen:

www.hotel-lemand.ch         mit dem Restaurant  L’Epicurienne

 

Infos unter:

www.montreuxriviera.com

www.myvaud.ch

 

In Nyon bei einem Spaziergang unbedingt das Chateau de Nyon besuchen. Das Schloss aus dem 12. Jahrhundert birgt verschiedene Ausstellungen zu Kunst, Fotografie und dem hübschen Nyoner Porzellan aus dem 18. Jahrhundert.

 

Wohnen und Speisen:

www.hotel-le-rive.ch           mit eigenem Restaurant und beeindruckender Speisekarte

 

Weingut La Caitaine

www.lacapitaine.ch

neu: Maison des Vins de La Côte

 

Infos unter:

www.lacote-tourisme.ch

www.myvaud.ch

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Alle Inhalte unterliegen dem Copyright und spiegeln lediglich die Meinung der Autorin wieder. Adelheid Wanninger, 2020