Von Ferrara nach Ravenna – Teil 3

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Von Ferrara nach Ravenna – Teil 3

Die in der Emilia Romagna gelegenen UNESCO Städte Ferrara und Ravenna sind durch die herrliche Landschaft des Po-Deltas miteinander verbunden. Die Region und der einzigartige Vogelreichtum dieses Landstriches lässt sich per Rad besonders gut erfahren.

Entlang des Po di Goro Richtung Lido di Volano

Wie bereits in Teil 1 beschrieben, bin ich mit dem Radreise-Anbieter „Die Landpartie“ und 19 weiteren, sehr netten Teilnehmern unterwegs. Nachdem wir  Ferrara und die Umgebung ausgiebig erkundet haben, steigen wir nach kurzem Transfer in Serravalle auf die Räder, um dem Po bis ins Delta zu folgen. Unsere Fahrt entlang des Po di Goro  gibt Einblicke in die Kultivierung der Landflächen, die durch Entwässern bereits seit Jahrhunderten für die Landwirtschaft nutzbar gemacht wurden. Bedauerlicher Weise flüchten heute viele junge Menschen in die Stadt, was zu erheblichen Leerständen bei den landwirtschaftlichen Gebäuden führt.

Wir passieren den Wasserturm von Ariano  und radeln weiter bis Mesola, wo wir auf einen kleinen „Ableger“ der Castello Estense treffen. Es ist eines von 19 kleinen Schlössern, die sich die Familie Este als Jagd- und Lustschlösschen errichtet haben. Der ideale Platz für eine Kaffeepause. Weiter geht es durch den Naturpark Parco del Delta del Po, der seit 1999 zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt.  In seiner von Wasserreichtum und Artenvielfalt geprägten Naturlandschaft leben Otter, Sumpfschildkröten und Ringelnattern, über 300 Vogelarten und über 1000 verschiedene Pflanzen.  Wenige Kilometer nach Bosco Mesola  erkennen wir den schönen Torre Abato, ein Siel zur künstlichen Be- und Entwässerung der Landschaft.  Der verträumt wirkende Ort mit Schatten spendenden Bäumen ist geradezu perfekt für unser Picknick.  Paolo hat wieder allerhand Köstlichkeiten eingekauft. Gestärkt geht es weiter und so erreichen wir nach insgesamt rund 40 Kilometern die kleine Hafenstadt Goro, die für ihre Venusmuscheln bekannt ist.

Im Hafen warten bereits Kapitän Dario und seine Schwester Donatella auf uns. Wir überlassen Paolo die Räder und tauschen gegen Darios Boot. Unter seiner kundigen Leitung  gelangen wir tief hinein in die Natur des Deltas, sehen Reiher und  Kormorane und  natürlich zahlreiche Fischer, die ihr Glück versuchen. Gegen Spätnachmittag bringt uns das Boot zu unserem kleinen, wunderschön gelegenen Hotel Cannevié, wo der Tag mit einem köstlichen Fischmenü ausklingt.

 

Lido und Lagunen – Cannevie-Ravenna

Es heißt zeitig aufstehen: Das Meer ruft!  Leider bleibt nur wenig Zeit um barfuß am Lido di Volano wenigstens Sand und Wasser zu spüren. Heute liegen 60 Kilometer vor uns. Es geht durch einen herrlich schattigen Pinienwald in dem mehrfach Rehe vor unseren Rädern  den Weg kreuzen. Anschließend fahren wir auf Feldwegen ein Stück am Meer entlang weiter gegen Süden. Irgendwo hat jemand aus Treibholz einen Dinosaurier gebaut, der das Meer zu beobachten scheint. Ein Stück weit zieht sich die Strecke durch Lidos, die noch genauso aussehen wie in den 50er Jahren und jetzt im Herbst wie ausgestorben scheinen. Alles ist bereits winterfest gemacht, dazwischen sieht man auch hier Leerstand. Wir erreichen Porto Garibaldi den Hafen von Comacchio – bekannt für seine Aale.

Im hübschen Ort Comacchio – auch kleines Venedig genannt – bummeln wir über Brücken und durch Gassen. Beim Aperol-Spritz genießen wir den lebendigen kleinen Ort, der von Kanälen durchzogen ist. Zehn Kilometer bei Gegenwind auf einem langen Damm – dann ist das Ziel zu unserem Picknick am Lagunensee Valli di Comacchio erreicht. Wir haben uns eine Stärkung verdient und die meisten von sind froh, dass es ab Alfonsine für das restliche Stück mit dem Zug nach Ravenna weitergeht.

Ein wunderschönes Hotel und ein Abendessen im Restaurant Passatelli, einem ehemaligen Kino, sind der Lohn für einen langen, anstrengenden Tag.

 

Byzantinische Kunst in der Mosaikstadt Ravenna

Endstation unserer Emilia Romagna Tour, ist Ravenna mit seinen weltberühmten, byzantinischen Mosaiken. Die ehemalige Hauptstadt des Weströmischen Reiches hat durch die Jahrhunderte eine Hauptrolle in der Geschichte Europas gespielt. Historisch begründet sich dies dadurch, dass Ravenna – genauer gesagt Classe – der Heimathafen der kaiserlichen Flotte war und im Zusammenhang dieser Hafen auch Stützpunkt der Handelsbeziehungen des römischen Kaiserreiches war. So war und ist die Stadt bis heute Sinnbild der Verschmelzung des Orients mit dem Abendland. Die byzantinischen Einflüsse prägten Baustil und Kunstwerke besonders in der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts in unnachahmlicher Weise.

Insgesamt acht der frühchristlichen Baudenkmäler und ihre Mosaike stehen auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes: Dazu gehören das Mausoleum von Galla Placidia mit seinem Sternenhimmel und das Mausoleum des Gotenkönigs Theodorich, die Kirchen San Vitale, Sant’Apollinare Nuovo und Sant’Apollinare in Classe sowie das Baptisterium der Kathedrale in Ravenna sowie das Baptisterium der Arianer. Fast magisch wirken diese Orte, Besucher betrachten sie mit leuchtenden Augen und staunen ob deren Pracht! Ihre Lebendigkeit verdanken die antiken Mosaiken einer ganz besonderen Technik. Statt die Steinchen glatt und eben aneinander zu fügen, verwendeten die Byzantiner unregelmäßig geformte Plättchen, die sie unter verschiedenen Winkeln zusammensetzten. Die dadurch erzeugte Lichtbrechung lässt die Darstellungen ausgesprochen plastisch erscheinen.

Doch Ravenna ist auch die Stadt von Lord Byron, Boccaccio, Klimt und Dante Alighieri, der hier begraben liegt. Im Stadtteil von Dante, in der Nähe des Kreuzgangs des Franziskanerklosters kann man die gänzlich mit Wasser bedeckte Krypta der Kirche San Francesco durch eine Glasdecke bewundern. Sie liegt unter dem Meeresspiegel – und erinnert so daran, dass Ravenna nicht nur Kunststadt ist, sondern auch Urlaubsort für Erholung Suchende. Im Hinterland erstrecken sich riesige Pinienhaine, zur Adria hin eröffnen sich kilometerlange Sandstrände. Die bekannten Badeorte Cervia und Rimini liegen nur wenig entfernt, ebenso wie zahlreiche Thermen, darunter die von Brisighella, Riolo und Punta Marina, die die Gäste mit allem Komfort und Gastlichkeit umsorgen.

Wer hier Urlaub macht, sollte vor allem auf eines nicht vergessen: die hervorragenden kulinarischen Köstlichkeiten der Region! Probieren Sie die Cappelletti, Pasta gefüllt mit Käse, Ei und Muskat oder Pinzimonio, eingelegtes Gemüse zum Fleischgericht. Besonders empfehlenswert ist hier die tapische Osteria Piattoforte. Oder lernen Sie in einer Kochschule am Strand, wie man Piadina, das römische Fladenbrot selbst zubereitet. Mit einem speziellen Streichkäse (Squacquerone), Schinken und Tomaten belegt und einem herrlichen Glas Albana oder Cagnina, wird diese schlichte Kost zum unvergesslichen Hochgenuß.

 

Infos rund um die Emilia-Romagna unter

www.emiliaromagnaturismo.it

Organisierte Radreise:

www.dieLandpartie.de

Infos zu Ferrara:

www.visitferrara.eu

www.ferrarainfo.com

Infos zu Ravenna:

www.turismo.ra.it

Wohnen in Ravenna:

http://www.lareunion.it/

Wohnen im Po-Delta:

www.oasicannevie.com

 

TIPP:

Durch ‚Dantes Pinienwald‘ erreicht man das Küstenstädtchen Cervia, wo köstliches Eis oder eine Bade- Pause am Meer lockt. Per Zug kommt man zurück nach Ravenna. Lohnenswert ist auch ein Besuch in der Mosaikwerkstatt  – z. B. von Arianna Gallo und Luca Barberini– um  Einblicke in die Herstellung der großartigen Kunstwerke zu erhalten.

 

 

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Alle Inhalte unterliegen dem Copyright und spiegeln lediglich die Meinung der Autorin wieder. Adelheid Wanninger, 2020