48 Stunden in der Wachau… oder: Wohnen beim Winzer

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48 Stunden in der Wachau… oder: Wohnen beim Winzer

Es war endlich einmal wieder an der Zeit, in meine geliebte Wachau zu fahren. Schon viel zu lange war ich nicht mehr dort gewesen. Dabei liebe ich sie so sehr: diese landschaftlich so gesegnete Gegend, dieses bevorzugte, milde Klima, die herrlichen, fruchtig frischen Weine, das reiche Kulturgut voller sehenswerter Schätze, die grandiose Küche mit Deftigem und süßen Sünden –  und vor allem: diese immer freundlichen, liebevollen Menschen! Und dann hatte mich noch etwas neugierig gemacht: Wohnen beim Winzer…

Weingut Holzapfel Prandtauerhof

Nach rund drei Stunden Anfahrt sehe ich mein Ziel: das Weingut Holzapfel Prandtauerhof in Joching, kurz vor Weißenkirchen. Bin ich früher nicht oftmals daran vorbeigefahren? Dabei ist der rot-gelbe Barockbau doch so auffällig! Ich bereue es sofort, denn hinter der imposanten Fassade tut sich ein einzigartiger Innenhof auf – mit Blick auf Arkaden im Obergeschoß und einem kleinen Glockenturm.  Der Weinlesehof ist eines dieser „Secrets“, die man entdecken muss! Üppige, mediterrane Blumen-Bepflanzung  in allen Farben, schön eingedeckte Tische und Schatten spendende Sonnenschirme laden zum Verweilen ein.

Ein Ober mit freundlichem Lächeln fragt, ob wir vielleicht gerne ein Gläschen des hauseigenen Rosé als Aperitif hätten?  –  Sehr gerne sogar! Leicht und gut gekühlt ist er ein erfrischender Auftakt, während wir die Karte studieren. Hmmmm… allein beim Lesen gerate ich ins Schwelgen!

Gutsherrin Barbara Holzapfel und ihr Team setzen mit ihrer Küche  auf bekannte Klassiker wie Tafelspitz mit Cremespinat, Erdäpfelschmarrn und Apfelkren, gebratene Blutwurst und Saumaise, Rieslingsupperl, Waldviertler Mohntorte, Marillenknödel und Topfennockerl mit Marillenröster, aber auch auf Besonderes wie Grünspargel mit Frischkäse und Essigmarillen, Räucherfisch-Pofesen, Semmelkrensuppe mit knusprigen Blunzntascherl, gebratener Huchen mit Zweigelt-Schalotten, Blattspinat und Erdäpfelnocken oder Rhabarberkrautfleckerl mit glacierter Kalbsleber.  Für was soll man sich da nur entscheiden? Also: ein bisschen was von allem – zumindest von den Vorspeisen. Da gibt es nämlich eine Etagere, auf der sich zahlreiche warme und kalte Probierportionen befinden… und das so liebevoll angerichtet, dass man die Leckereien kaum zerstören möchte. Letztlich siegt doch der Appetit.

Während wir genussvoll schlemmen, füllt sich der Innenhof bis auf den letzten Platz. Das Publikum ist gemischt: Da kommt die Familie zur Geburtstagsfeier, Unternehmer treffen sich zum Geschäftsessen und die Donau-Radler rasten und stärken sich bei einer Jause. Unkompliziertheit ist Barbara Holzapfel besonders wichtig: Im Gutsrestaurant  Prandtauerhof ist jeder willkommen, auch auf ein Gläschen Wein. Herzstück des Betriebs ist ja das Weingut mit einer Rebfläche von ca. 14 Hektar. Die Weine von Karl Holzapfel sind trocken, fruchtig-fein, lebendig und von exzellenter Finesse. Ob als köstliche Speisenbegleiter hier im Restaurant oder zum Mitnehmen für zuhause. Im Verkostungsraum  findet man auch allerlei Hausgemachtes wie z.B. Marillenmarmelade, süß und sauer eingelegte Köstlichkeiten, Grammelschmalz, selbstgebackenes Brot  und  prämierte Destillate aus der hauseigenen Brennerei.Wir genießen unseren Marillen-Edelbrand im  Hof des barockisierten  Juwels von  Architekt Jakob Prandtauer, der übrigens auch für Stift Melk verantwortlich zeichnete!

Wie schön, dass wir auch hier wohnen dürfen! Eines der drei gemütlichen Zimmer, die ebenfalls mit viel Farbe geschmackvoll und stylisch eingerichtet sind, ist für uns reserviert. Fast schade, dass ich die Suite nicht ansehen kann, die gerade belegt ist. Durch die hübsche, hauseigene Kapelle  ist das Weingut  gerne von Paaren gebucht, die hier einen prachtvollen Rahmen für stilvolle Events wie Hochzeit oder Verlobung finden.
Dafür sehe ich mir die Weingärten und die moderne Kellerei auf der Rückseite des historischen Guts an.  Im  neuen Fasskeller lagern die prämierten Veltliner und Rieslinge des Gutsherren. Barbara Holzapfel zeigt mir auch hier noch einen Pavillion, gleich vor den Rebstöcken und mit dem Blick auf Weißenkirchen, der gerne für kleine Feiern gebucht wird.

Krems

Unser Nachmittags-Ausflug geht nach Krems. Mit ihren knapp 25 000 Einwohnern ist sie die fünftgrößte Stadt Niederösterreichs und liegt nur 70 km von Wien entfernt. Krems – mit der Stadt Stein nahtlos verschmolzen – liegt am Ende der Wachau, die übrigens zum Weltkultur- und Naturerbe zählt! Wer einmal hier war, versteht, warum! Die Altstadt von Krems mit Steiner Tor, Stadtpfarrkirche, Hohem Markt, Gozzoburg, Pulverturm und vielem mehr, ist ein wahres Kleinod. Die lange Fußgängerzone lädt zum Bummeln ein, viele schöne Innenhöfe warten darauf, entdeckt zu werden. Wer den steilen Anstieg über die alte Treppe hinauf zur Piaristenkirche nicht scheut, wird von dort oben mit einem Ausblick auf das gegenüberliegende Stift Göttweig belohnt, das sich im Abendlicht von seiner schönsten Seite zeigt. An speziellen Tagen, lädt man dort auf der Terrasse des Stift-Restaurants sogar zum Sundowner!

Hofmeisterei Hirtzberger

Zeit um zurück zu fahren. Zum Abendessen erwartet man uns in der Hofmeisterei Hirtzberger in Wösendorf. Der feine Landgasthof  mit dem Gebäude aus dem 13. Jahrhundert ist ein baugeschichtliches Juwel – mit Fenstern aus der Renaissance, barocken Gewölben, sowie Stuckdecken und Wandmalereien aus Josefinischer Zeit. Dabei setzt das Team um Küchenchef Erwin Windhaber und Gastgeber Hartmuth Rameder auf gehobene, naturbelassene, heimische Küche mit saisonalen Produkten von den besten Erzeugern der Region. Sehr schnell ging dieses Konzept auf und so konnte man bereits nach kurzer Zeit zwei Hauben vorweisen. Die Küchen-Kreationen, wie Wolfsbarsch auf Muskateller-Risotto und Frühkraut, Marchfelder Artischocke mit Pömlinger Schafricotta oder Kalbsbries mit Erdäpfelravioli werden durch eine umfangreiche Weinkarte ergänzt, die neben den Flaggschiffen der Wachau auch Tropfen der Weinhofmeisterei von Mathias Hirtzberger einschließen. 2014 hatten er und seine Familie die denkmalgeschützte Hofmeisterei nach behutsamer Renovierung wiedereröffnet.
An lauen Abenden sitzt man im geschützten Gastgarten und genießt neben Köstlichkeiten, den äußerst aufmerksamen Service des Hauses.

Donau-Radtour und Welterbesteig

Der nächste Morgen beginnt mit einem wundervollen Frühstück im Weingut Holzapfel. Wir werden mit hausgemachten Marmeladen, Marillenkuchen und –nektar verwöhnt und auch an Herzhaftem mangelt es nicht. Da ist Bewegung gefragt!
Mit Leihrädern ( hier gibt es fast in jedem Ort Stationen, an denen man unkompliziert ausleihen und zurück geben kann) geht es daher an der Donau entlang bis nach Stein, wo wir ein wenig bummeln gehen. Über die Brücke queren wir die Donau zum rechten Ufer, das uns jetzt am Spätvormittag etwas mehr Schatten spendet. Kurz vor Rossatz setzen wir mit der Zille über die Donau nach Dürnstein und fahren nach Joching zurück.
Die kleine Rundtour ist zwar nicht anstrengend, aber wir belohnen uns im Arkadenhof dennoch mit den herrlichen Marillenknödeln, die uns die Küche des Prandtauerhof – Restaurants zubereitet. Locker und goldgelb liegen sie in den angebräunten Bröseln – eine wahre Pracht! Ein Glas vom frischen Grünen Veltliner Federspiel des Hauses ist ein wunderbarer Begleiter. Wer es kräftiger mag, wählt einen Smaragd.

Wir wollen nachmittags aber noch Wandern gehen. Der Weltkulturerbesteig zieht sich über die Anhöhen, durch Weinhänge und Dörfer. Hier und da treffen wir auf geöffnete Heurige, die ihre Buschen ausgesteckt haben. Die Verlockung wäre bereits wieder groß, uns aber zieht es in eine Gärtnerei, die am Wegrand liegt. Das Objekt der Begierde sind kleine Weinstöcke – ein Stückchen Wachau zum Mitnehmen…

Abends dann haben wir uns den Heurigen verdient. Im Nachbarort Wösendorf hat der „Schwaiger“ das Tor zum Hof geöffnet. Bei Aufstrich-Broten, Geselchtem  und Hauer-Jause schmeckt der frische Grüne Veltliner und auch der Grauburgunder passt wunderbar zur gemütlichen Abend-Brotzeit. Wie gut, dass unser „Zuhause“ im Weingut Holzapfel nur einen Spaziergang entfernt liegt.

Stift Dürnstein

Unseren letzten Vormittag wollen wir noch einmal der Kultur widmen und planen die Besichtigung von Dürnstein und seinem berühmten Stift.
Mit seinem weithin sichtbaren blau-weißen Kirchturm ist das Stift Dürnstein das Wahrzeichen der niederösterreichischen Wachau. Bereits im Jahre 1372 wurde am Platz des heutigen Stifts eine Kapelle errichtet. 1410 als Augustiner-Chorherrenstift gegründet, war es 300   Jahre später, als 1710 Hieronymus Übelbacher zum Propst gewählt wurde, in schlechtem Zustand. Und so beschloss dieser, es aufwändig zu barockisieren. Viele tiefgreifende Gedanken und ein großes inhaltliches Konzept ließen ihn selbst zum Koordinator des künstlerischen Baus werden. Am auffallendsten ist dabei sicher die Farbgebung: Grau und Gelb-Töne im Unterbau, als „Erdfarben“, der blau-weiße Turm der Stiftskirche, der bei der letzten Renovierung wieder in seiner ursprünglichen Farbgebung hergestellt wurde, als Symbol für den Himmel.  Seit seiner Auflassung 1788 gehört das Stift den Augustiner-Chorherren von Herzogenburg an.
Sie haben die gesamte Anlage in den letzten Jahrzehnten umfangreich renoviert und so die einstige Atmosphäre des Klosters erhalten. Heute können Interessierte den malerischen Stiftshof, die barocke Kirche und die Donauterrasse besichtigen. Im Rahmen einer Führung (wirklich empfehlenswert!) sind zudem Kreuzgang und Krypta zugänglich.
Danke an Elisabeth Glatzenberger, die uns mit ihren großartigen Ausführungen durch das Stift begleitete und uns sogar ein Deckenfresko zeigte, zu dem es üblicher Weise keinen Zugang gibt!

Unsere 48 Stunden sind wie im Flug vergangen – viel zu kurz für diese an Reichtümern gesegnete Landschaft, deren Einzigartigkeit und besonderes Terroir nicht nur hervorragende Weine entstehen lässt. Sie prägt auch die Menschen, die dort leben und zeichnet sie mit einer unverwechselbaren Gastlichkeit und Herzlichkeit aus, die wohl aus der Dankbarkeit heraus entsteht, in solch einem privilegierten, schützenswerten Landstrich leben zu dürfen.

 

Weingut Holzapfel Prandtauerhof

Prandtauerplatz 36
3610 Joching
Tel. +43 2715 2310
weingut@holzapfel.at
www.holzapfel.at

Destination Donau Niederösterreich

www.niederösterreich.info
www.wachau.at

Stift Dürnstein

www.stiftduernstein.at

Hofmeisterei Hirtzberger

Hauptstraße 74
3610 Wösendorf in der Wachau
Tel. 0043-2715-22931
www.hofmeisterei.at

Wachauer Safran – eine Besonderheit!

Der Ökologe Mag. Bernhard Kaar arbeitet seit 2007 daran, die niederösterreichische Tradition des Safrananbaus in der Wachau wieder aufleben zu lassen und an die einstmalige Spitzenqualität des heimischen Safrans anzuschließen. Die langjährigen intensiven Feldversuche in Wachauer Steinterrassen zeigen Früchte: das Aroma der geernteten Safrankrokusfäden ist einzigartig aromatisch. In der Wachauer Kultur wird die aus Texten aus dem 18. Jhdt. überlieferte regionale Anbauweise verfolgt. Der Wachauer Safran wird von Bernhard Kaar in Steinterrassen am nördlichen Wachauufer angebaut, ist somit  sozusagen ein Waldviertler Safran. Der Wachauer Safran wir nun schon in der 10. Saison biologisch bzw. bio-dynamisch (DEMETER) zertifiziert produziert.

www.wachauer-safran.at

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Alle Inhalte unterliegen dem Copyright und spiegeln lediglich die Meinung der Autorin wieder. Adelheid Wanninger, 2020