Pasta on the Rocks

Mitten im Herzen des Hochpustertals trifft man beim Wandern am Haunold, oberhalb von Innichen, auf eine außergewöhnlich schöne Alm. Im saftigen Wiesengrün steht hinter urigem Holzzaun die Jora-Hütte – aus etwas Entfernung hört man sanftes Kuhglocken-Geläut. Nimmt man auf der einladenden Sonnenterrasse Platz, kann man den Blick auf beeindruckende Berge genießen und erkennt plötzlich, dass man sich – wäre es Winter – mitten auf den Pisten des Skigebietes Sextner Dolomiten befände.

Eine Skihütte mit Sommerbewirtschaftung also? Nein: Die Jora Mountain Dining Hütte ist viel mehr, besser gesagt, etwas ganz Besonderes und das hat mit Küchenchef Markus Holzer, seinen liebenswerten Eltern, seinem Team und seiner Philosophie zu tun.

Aber nun einmal ganz von vorn:

Markus Holzer war als Koch eher spät berufen. Er besuchte das Realgymnasium in Bruneck und half in den Sommerferien in der Küche des elterlichen Betriebes mit. Dabei entwickelte er seine Liebe zum Kochen. Nach Abschluss der Matura verschlug es ihn dann vollends in die Küche und er durchlief mehrere Stationen im In- und Ausland – darunter so bedeutende Häuser wie das Restaurant Königshof in München, das Restaurant Elephant in Brixen und last not least im Hotel Rosa Alpina das Restaurant Wine Bar & Grill in St. Kassian – bevor er letztlich wieder zuhause sesshaft wurde. Voll Energie und frischen Ideen bereichert er nun die Jora- Hütte mit seinem Jora Mountain Dining Restaurant, in dem auf der Speisekarte sowohl traditionelle Gerichte als auch eigene Kreationen angeboten werden. Beides soll auf eine zeitgemäße Art und Weise präsentiert werden, wobei Markus Holzer die Herkunft der Grundprodukte extrem wichtig ist! So viel als möglich werden diese von einheimischen Bauern und bevorzugt aus biologischer Landwirtschaft bezogen. Manchmal stammen sie auch einfach von der Almwiese nebenan, denn Markus verwendet in seiner Küche gerne Wildkräuter wie z.B. Bärlauch, Sauerampfer und Guter Heinrich.

Und weil wir das alles ganz genau wissen wollen, begleiten wir den Koch aus Leidenschaft auf den Helm auf eine Wanderung, auf der wir sein Kräuterwissen hautnah erleben und zusätzlich den traumhaften Ausblick auf die Sextner Sonnenuhr genießen. Zugegeben: Das erste Stück bewältigen wir ganz bequem mit der Kabinenbahn, die uns den steilen Aufstieg abnimmt. Jetzt, im Juni, sind die Wiesen rechts und links des Weges gerade in voller Blüten-Pracht. Unzählige Enziane, Trollblumen, Anemonen und sogar seltene Orchideen tauchen die Hänge in einen Farbenrausch und warten auf die Begleitung durch die Alpenrosen, die schon ihre rosa Knospen aufgesetzt haben. Atemberaubend ist der Blick auf die gegenüberliegenden Sextner Dolomiten und zur Belohnung – weil wir wirklich gewandert sind! – tut sich, oben angekommen, der Blick auf die Drei Zinnen auf.  Gipfel-Brotzeit und Alphornbläser sind eine zusätzliche Überraschung und eigentlich wollen wir hier gar nicht mehr weg, haben uns aber noch viel vorgenommen für den Tag.

Wir treten also den Abstieg an um mittags die Hofkäserei Unteroltl von Andreas Villgrater  anzusehen. Denn von hier bezieht Markus für sein Jora Mountain Dining den Ziegenkäse, Ziegen-Kuh-Käse und Fleisch vom Rind und Ziegenkitz sowie den Speck.

Eine Herde Ziegen samt Ziegenbock begrüßen uns, Hund und Katzen liegen einträchtig nebeneinander und den Stall teilen sich Schweine und Hühner auf der einen Seite und auf der anderen eine Haflingerstute mit Fohlen, jede Menge Ziegen und dreierlei heimischen Rinder-Rassen.  Leben kann der Andreas von seiner Landwirtschaft auf 1450 Metern Höhe nicht, obwohl seine Frau die gesamte Käserei betreibt und die beiden schon einige Auszeichnungen für verschiedene Käsesorten bekamen. Dennoch muss der Landwirt im Winter zur Überbrückung der Trockenstehzeit der Ziegen nebenher noch an den Ski-Liften arbeiten. Aber seine ganze Liebe gehört dem Hof und das schmeckt man bei seinen Produkten!

Von ähnlichen Betrieben bezieht Markus Holzer all seine Lebensmittel für die Jora-Hütte: ob es nun Gemüse ist, Butter, Fleisch, Fisch oder Getreide – immer kennt er die Herkunfts-Betriebe ganz genau und weiß, wie man dort arbeitet. Seine Südtiroler Spezialitäten werden nur aus hochwertigen und natürlichen Lebensmitteln hergestellt, Brot und Pasta sind natürlich hausgemacht. Wen wundert es da, dass er auch sein eigenes Buch schrieb. „Pasta on the Rocks“, erschienen im Eigenverlag und mit einem pfiffigen Vorwort von Spitzenkoch Norbert Niederkofler versehen.  Alles Pasta – oder was? … ist also die Frage und wir müssen gestehen, nie bessere hausgemachte Nudeln verzehrt zu haben.

An einem Abend in der Woche gibt es auf der Jora-Hütte ein Potpourri aus sechs verschiedenen Pasta-Gerichten, darunter Köstlichkeiten wie Rohnentagliolini mit Pesto und Burrata oder Schwarzbrotravioli mit Selchfleisch und Sommertrüffel. Ein Dessertbuffet aus ebenfalls  sechs verschiedenen hausgemachten Süßspeisen folgt als krönender Abschluss.

Immer samstags lädt Markus zum Jora Mountain Dining, das von Bergsaibling-Variationen über Hirsch-Consommè bis zur Tagliata vom Pusterer Sprinzen mit Latschenkieferpüree und Guter Heinrich einfach unglaubliche kulinarische Höhenflüge erleben lässt.

Wer Glück hat bekommt auch noch einen Ohrenschmaus zu hören wie z.B. den 14 jährigen amtierenden Europameister im Harmonika-Spielen, Dominik Innerkofler oder den Mundart-Musiker „Oachale fan Toule“. Das sind dann besondere Erlebnisse, die man garantiert nicht vergisst!

Übrigens: Zum Ausgleich für alle Schlemmereien bietet die Region ganzjährig zahlreiche Sportmöglichkeiten und die historische Stadt Innichen lädt zu einem ausgiebigen Bummel ein.

Wir entscheiden uns für einen Spaziergang am Pragser Wildsee. Mit seinem glasklaren Wasser, das in Türkis- und Eisblau-Tönen glitzert, fasziniert er durch eine fast magisch betörende Schönheit. Das Fischleintal und die Plätzwiese werden wir uns für unseren nächsten Urlaub im Hochpustertal aufheben. Und der wird sicher schon ganz bald sein, denn Jora Mountain Dining lockt mit den besten „Pasta on the rocks“.

Markus Holzers Buch “Pasta on the rocks” ist mehr als ein Buch mit 75 Rezepten. Es erzählt spannende Geschichten über Pasta, Köche und Südtirol. Prädikat: empfehlenswert!

Infos zum Jora Mountain Dining und zum Buch über www.jora.it und über 0039/3401524024

Infos zur Region über www.hochpustertal.info

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Alle Inhalte unterliegen dem Copyright und spiegeln lediglich die Meinung der Autorin wieder. Adelheid Wanninger, 2020